A Third of the World’s Population without Access to the Gospel
Ein Drittel der Weltbevölkerung ohne Zugang zum Evangelium
B r i s t o l – Zu verstärken Anstrengungen in den Bereichen Mission und Gesellschaftspolitik hat der Präsident des Baptistischen Weltbundes (BWA), der Brite David Coffey (Didcot), aufgerufen. „Die Aufgabe der Mission ist noch nicht erledigt“, sagte Coffey auf der Sitzung des Leitungskreises der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF), der Exekutive, am 31. März in Bristol. 4,5 Milliarden der 6 Milliarden Menschen seien noch nicht vom Evangelium der Liebe Gottes erreicht worden. Von den weltweit 6.500 Sprachen gebe es in 4.000 Sprachen weder die Bibel noch einzelne Teile. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung habe keinen Zugang zum Evangelium, weil es in ihren Regionen keine Christen gibt und sie auch durch Medien nicht erreicht würden. In dem Zusammenhang begrüßte Coffey die verstärkte Gründung sogenannter „Cowboy-Kirchen“ in den USA. Es gebe allein in Texas bereits mehr als 50 solcher baptistisch geprägter Kirchen, in der sich Männer und Frauen in Cowboy-Kleidung zum Gottesdienst versammelten. Es sei zu begrüßen, wenn Menschen in ihrer jeweiligen Lebenswelt geistlich angesprochen werden könnten, so Coffey.
Zugleich plädierte er dafür, dass sich die Baptisten stärker als bisher für gesellschaftspolitische Anliegen wie die Überwindung der Armut und den Schutz des Klimas engagierten. Auch dies seien biblische Anliegen. Coffey kündigte an, dass der Baptistische Weltbund sich zudem vermehrt für Religionsfreiheit und Menschenrechte engagieren wolle. Es gebe Pläne, ein BWA-Menschenrechtsbüro einzurichten. Sowohl der frühere US-Präsident Jimmy Carter (Plains) als auch die Cooperative Baptist Fellowship (CBF) in den USA hätten sich bereit erklärt, diese Arbeit mit zu finanzieren. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir sofort erfahren, wenn irgendwo auf der Welt ein Baptist wegen seines Glaubens inhaftiert wird“, so Coffey. In diesem Bereich müsse man sich mit anderen christlichen Menschenrechtsorganisationen vernetzen. Coffey dankte den europäischen Baptisten für alle Solidaritätsaktionen und Gebete zugunsten des fast vier Monate lang im Irak gekidnappten britischen Baptisten Prof. Norman Kember, der Mitte März in Bagdad befreit worden war.
Scharfe Kritik übte Coffey an einem überzogenen Nationalbewusstsein unter Christen: „Diese Menschen geben nicht Jesus Christus die Ehre, sondern ihrem Land.“ Dies sei Abgötterei. Kritik äußerte er auch gegenüber fundamentalistischen Strömungen unter Baptisten, die immer wieder zu Spaltungen geführt hätten. Wer neben den Glauben an Jesus Christus weitere Glaubensforderungen zur Bekenntnisfrage erhebe, sei ein Häretiker und gebe letztlich dem Teufel die Ehre. Zweitrangige Fragen, etwa ob Frauen Leitungsämter übernehmen oder als Pastorin arbeiten dürften oder ob Baptisten sich von einem charismatischen Frömmigkeitsstil abgrenzen müssten, dürften nicht zur Spaltung führen. In dem Zusammenhang plädierte Coffey für weitere freundschaftliche Kontakte zu den Südlichen Baptisten in den USA und den Evangeliumschristen-Baptisten in Kasachstan. Beide Baptistenbünde hatten unter anderem wegen dieser Fragen den Baptistischen Weltbund verlassen. Coffey zufolge ist es möglich, die geistliche Gemeinschaft zu stärken, selbst wenn man in manchen Fragen unterschiedlicher Ansicht sei.