Africans in Europe: Hold on to tradition or adapt?

Afrikaner in Europa: Die Tradition bewahren oder sich anpassen?

Klaus Rösler - March 14, 2012

B o c h u m – Sollten afrikanische christliche Gemeinden in Europa die geistliche Prägung aus ihren Herkunftsländern beibehalten oder sich an Gemeinden in ihrem neuen Umfeld anpassen, um ihren Mitgliedern die Integration in die Gesellschaft zu erleichtern? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Intensivkurs an der französischsprachigen überkonfessionellen Ausbildungsstätte Institut Biblique in Bochum in Deutschland. Spannungen gebe es vor allem bei Fragen des Umgangs mit der Macht und dem Verhältnis von Männern und Frauen, erläuterte der Dozent für Missiologie am Theologischen Seminar Elstal des deutschen Baptistenbundes, Michael Kißkalt, in seinem Unterricht. Er ist auch als Leiter der Abteilung „Mission und Evangelisation“ der Europäischen Baptistischen Föderation tätig. Wie er sagte, hätten sich in Afrika andere Gemeindestrukturen als in Europa entwickelt. So verstehe sich ein Pastor in Afrika als Vater der Gemeindefamilie und sei daher mit einer besonderen Autorität ausgestattet. Seine Entscheidungen würden nicht angezweifelt. Doch in Europa werde dieses Leitungsverständnis von der nachwachsenden Generation zunehmend in Frage gestellt. Ähnlich spannungsreich sei das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in den Gemeinden. Frauen übernähmen dort überwiegend dienende Aufgaben im Hintergrund. Es gebe nur wenige Pastorinnen in den afrikanischen Gemeinden. Ob sie überhaupt als Pastorin arbeiten dürften, sei unter ihren männlichen Kollegen heftig umstritten. Michael Kißkalt ermutigt die Gemeinden, in diesen Konflikten die Hilfe von Mediatoren zu suchen. Auch ehemalige Afrika-Missionare könnten helfen, meinte er. Er war selbst von 1995 bis 1999 als Missionar in Kamerun tätig.

An dem Unterricht nahmen acht Teilnehmer vor Ort und 15 weitere in Frankfurt, Irland, Holland und der Schweiz teil, die per Videokonferenz über das Internet zugeschaltet waren. Wie Kißkalt der GEMEINDE sagte, hätten sich in den Ausspracherunden die Gemüter der Teilnehmer teilweise stark erhitzt. Kißkalt begleitet die Schule seit ihren Anfängen vor zehn Jahren: „Der unbändige Hunger nach theologischer Bildung unter den afrikanischen Pastoren hat mich von Anfang an fasziniert.“ Er unterrichtet jeweils an einem Wochenende pro Jahr die Themen Missiologie, Evangelisation und Interkulturelle Kommunikation.

Das „Institut Biblique et Théologique de Bochum“ wurde 2002 von der französischsprachigen Baptistengemeinde „Mouvement International du Réveil Spirituel“ (Internationale Bewegung für eine geistliche Erneuerung) gegründet. Inzwischen ist die Schule selbständig geworden. Sie bietet ein- bis dreijährige Kurse an. Der Unterricht findet vor allem am Wochenende von Freitagabend bis Samstagnachmittag statt. Bisher haben 80 Interessenten die Ausbildung durchlaufen, die die Kosten aus eigener Tasche bezahlten. Als die Zahl der Kursteilnehmer vor Ort zurückging, entschieden sich die Verantwortlichen zu einer Umstrukturierung als Internetschule. Ferner gibt es in der irischen Hauptstadt Dublin eine Schwesterschule mit ähnlichem Kursangebot.

Seit drei Jahren ist das Institut auch als Veranstalter von Studienreisen tätig. Im Angebot sind Israel und der Westen der Türkei, wo zu Zeiten des Neuen Testamentes viele christliche Gemeinden gründet wurden.

Im deutschen Baptistenbund gibt es 18 französischsprachige afrikanische Gemeinden, in ganz Deutschland sind es Schätzungen zufolge 200. Auch in Frankreich, Belgien und Russland gibt es zahlreiche solcher Gemeinden.

Internet: ibtb-online.de

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