Anti-Lukashenko Protest: Georgian Baptist Bishop Arrested in Minsk

Lukaschenko-Protest: Georgischer Baptisten-Bischof in Minsk verhaftet

Klaus Rösler - March 24, 2006

K i e w / M i n s k – Der Bischof der Evangeliumschristen-Baptisten in Georgien, Malkhaz Songulashvili (Tiflis), gilt in Weißrussland als „internationaler Terrorist“. Er darf die nächsten fünf Jahre nicht in das Land einreisen, nachdem er an Protesten gegen das Regime von Staatspräsident Alexander Lukaschenko (Minsk) teilgenommen hatte. Das sagte Songulashvili gegenüber dem Europäischen Baptistischen Pressedienst (EBPS) in Kiew. Songulashvili war am 19. März, dem Tag der Wahl, gemeinsam mit zwei georgischen Begleitern, dem orthodoxen Geistlichen Basil Kobakhidze und einem Journalisten, in Minsk verhaftet und zwei Tage lang vom Geheimdienst verhört worden. Alle drei wurden am 21. März in die Ukraine abgeschoben.

Die Georgier waren am 17. März nach Kiew in der Ukraine geflogen und dann mit dem Zug weiter nach Minsk gereist, um die Opposition gegen Lukaschenko zu unterstützen. Zusammen mit 15.000 Demonstranten sei man für faire und freie Wahlen eingetreten. Wie Songulashvili sagte, hätten die Sicherheitsbehörden zugriffen, als die drei Georgier in der Menge die georgische Flagge geschwenkt hätten. Zudem seien die beiden Geistlichen wegen ihrer Amtstracht leicht zu erkennen gewesen. Vor seiner Verhaftung habe er mit vielen Christen sprechen können, die er unter den Demonstranten getroffen habe, sagte Songulashvili. Er habe sie ermutigt, in ihrem Protest nicht nachzulassen. Betroffen zeigte sich der Bischof darüber, dass die Demonstranten von den Kirchen in Weißrussland offenbar alleingelassen worden seien. Er habe keine anderen Geistlichen in der Menge erkennen können. Dabei gehört es nach Überzeugung Songulashvilis zur Verantwortung eines jeden Christen und der Kirche, sich für Frieden, Freiheit und Menschenrechte zu engagieren.

Wie Songulashvili ferner sagte, seien er und seine Begleiter von den Sicherheitsbehörden anders als die weißrussischen Demonstranten nicht geschlagen worden. Sie seien jedoch einem starken psychischen Druck beim Verhör durch acht Beamte ausgesetzt gewesen. Da man ihnen jedoch kein Vergehen nachweisen konnte, seien sie schließlich ausgewiesen worden. Das Einreiseverbot für Weißrussland sei in den Pässen festgehalten worden.

Bei der Wahl war Lukaschenko mit 82,6 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt worden. Nach Angaben von Wahlbeobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurden bei der Wahl internationale Standards nicht erfüllt.

Nachdem die Verhaftung der Georgier bekannt geworden war, hatte das georgische Außenministerium offiziellen Protest eingelegt und die sofortige Freilassung gefordert. Der Präsident des georgischen Evangeliumschristen-Baptistenbundes, Merab Gaprindashvili (Tiflis), hatte die Baptisten in aller Welt zum Gebet für die Verhafteten aufgerufen.

Der Präsident des Evangeliumschristen-Baptisten in Weißrussland hat die Teilnahme Songulashvilis an der regierungskritischen Demonstration verurteilt. „Die Aktion der Brüder aus Georgien hat uns in den Augen der Behörden und unseres Volkes geschadet“, sagte Generalsekretär Nikolay Sinkovets (Minsk) dem EBPS. Grundsätzlich schätze man aber die Haltung der Baptisten in Georgien, dass ihnen die Ereignisse in Weißrussland nicht gleichgültig seien. Angesichts der politischen Lage im Land sei es nicht zu empfehlen, dass weißrussische Baptisten gemeinsam mit Regierungsgegnern protestierten. Das heiße nicht, dass Baptisten sich nicht für die allgemeine politische Lage interessieren sollten. Doch in Fragen der Politik habe jedes Gemeindemitglied seine eigene Überzeugung. Aus dem Glauben heraus ließen sich jedoch politische Aktionen und die Teilnahme an Demonstrationen nicht begründen. Wer objektive Informationen aus dem Land wünsche, müsse die Einwohner befragen und nicht auf Stimmen von außen hören.

In Weißrussland gibt es 315 Baptistengemeinden mit 14.000 Mitgliedern, in Georgien 72 Gemeinden mit 5.100 Mitgliedern.

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