Austrian Baptists Seeking Closer Ties With Other Protestants
Österreichische Baptisten suchen Annäherungen an Protestanten
N e u s i e d l - Der Bund der Baptistengemeinden in Österreich (BBGÖ) will seine Beziehungen zu anderen evangelischen Kirchen verbessern und intensivieren. Darüber wurde auf der Bundeskonferenz Anfang Juni in Neusiedl am See im Burgenland diskutiert. Der Anlass dafür war ein Kommunique über den „Dialog zwischen der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) und dem Bund der Baptistengemeinden in Österreich“. Dem Text zufolge wolle man gemeinsam „auf die vielen gegenwärtigen Herausforderungen an die Kirchen in Europa antworten“. Die österreichischen Baptisten hatten an Vorgesprächen mit der GEKE teilgenommen. Daran beteiligt war Pastor Dietrich Fischer-Dörl (Wien). Wie er sagte, will er den Dialog pflegen sowie „die Einheit der Protestanten in die Mitte stellen und nicht die Unterschiede unterstreichen.“
Die 61 Delegierten aus 21 Baptistengemeinden reagierten kontrovers auf den Text. Es gab Zustimmung und Ablehnung. Pastor Werner Holmes-Ulrich (Linz) sagte, er freue sich über ein lebendiges Miteinander der evangelischen und evangelikalen Kirchen in seinem Bundesland: „Sie beeinflussen sich gegenseitig und denken über Themen nach, über die sie sonst nie nachgedacht hätten.“ Kritische Stimmen gab es vor allem zu dem neuen evangelischen Bischof Michael Bünker (Wien), den auch als GEKE-Generalsekretär amtiert: Wie es hieß, werfe er die Freikirchen in einen fundamentalistischen Topf gemeinsam mit den Muslimen. Auch Pastor Hubert Frank (Salzburg) sagte, er habe erlebt, dass evangelische Pfarrer mit „uns Fundamentalisten nicht zusammen arbeiten wollen“. Kritisch wurde darüber diskutiert, was mit dem Stichwort „Annäherung“ gemeint sei: „Geht es um persönliche oder kirchliche Gemeinschaft?“ Die Förderung von Beziehungen sei in Ordnung, hieß es. Aber die Annäherung an bestimmte Inhalte der evangelischen Kirche wie eine Anerkennung einer Homosexuellen-Ehe sei aus theologischen Gründen nicht möglich. Fischer-Dörl erwiderte, dass der Dialog wichtig sei, um eine gemeinsame Stimme in der Welt zu finden: „Wir können nicht einfach sagen, das interessiert uns nicht.“ Eine Delegierte aus Graz meinte: „Jesus betete um Einheit. Daher ist es unsere Pflicht, uns auch darum zu bemühen.“
Ein weiteres Schwerpunktthema was das „Schriftverständnis“. Nachdem es im Vorjahr dazu zum Streit gekommen war, verlief die Debatte nach Angaben von Beobachtern in diesem Jahr „sehr ruhig“. Es ging um Begriffe wie „irrtumslos“, „unfehlbar“, „zuverlässig“ und „vertrauenswürdig“. Ziel der österreichischen Baptisten ist es, eine gemeinsame Bekenntnisaussage zur Auslegung der Bibel zu finden. Missionssekretär Pastor Walter Klimt (Wien) bemerkte allerdings, „dass es Leute gibt, denen diese Diskussion zu viel ist und die sich gar nicht damit beschäftigen wollen.“ Tatsächlich stimmten ihm mehrere Teilnehmer zu. Dennoch ist Klimt davon überzeugt ist, dass es sich lohnt, diese Debatte zu führen: „Es ist gut darüber zu reden, weil sie zur Beschäftigung mit dem Wort Gottes motiviert.“ Nur eine Gemeinde, die Gemeinde Salzburg-Lehen, hatte sich im vergangenen Jahr intensiv mit der Frage auseinander gesetzt. Anstelle der vier Begriffe präsentierte sie nun eine neue Formulierung: „Wir bekennen uns zur göttlichen Inspiration der Heiligen Schrift und höchsten Autorität in allen ihren Aussagen.“ Dafür erntete die Gemeinde überwiegend Zustimmung. Ein Beschluss wurde zu dem Thema nicht gefasst. Die Diskussion soll in den nächsten Jahren fortgesetzt werden.
In seinem Bericht zeigte sich Missionssekretär Walter Klimt (Wien) nicht zufrieden mit der Mitgliederentwicklung des Bundes. In den letzten Jahren sei man durchschnittlich um 40 bis 50 Mitglieder gewachsen, doch man habe „mehr erwartet“. Zur Zeit hat der Bund 1.413 Mitglieder.
Bei den Wahlen wurde Walter Klimt wurde für weitere drei Jahre als Missionssekretär „berufen und angestellt“. Der Generalsekretär des Schweizer Baptistenbundes Stefan Gisiger (Thalwil) hielt eine Andacht und predigte am Sonntag in der Gemeinde Wien-Mollardgasse. Er vertrat dabei den erkrankten Anthony Peck (Prag), den Generalsekretär der Europäischen Baptistischen Föderation.