Azerbaijan: Baptist Children’s Camp Broken Up

Aserbaidschan: Baptistisches Kinderlager aufgelöst

Klaus Rösler - September 30, 2009

Baku - Der Druck auf die baptistische Minderheit in Aserbaidschan hält an. Wie das in Baku ansässige Leitungsgremium der Kirche jetzt der Menschenrechtsorganisation Forum 18 (Oslo) berichtete, haben die Behörden im Juli ein christliches Sommerlager für Kinder verhindert. Eigentlich sollte es auf einem Privatgrundstück im Dorf Avaran im Norden des Landes in der Nähe der russischen Grenze stattfinden. Doch noch vor dem Start seien Polizeibeamte in vier Autos auf dem Gelände eingetroffen und hätten die Wagen von baptistischen Mitarbeitern durchsucht, die mit Vorbereitungen für das Lager beschäftigt waren. Die Polizei habe CDs und christliche Literatur beschlagnahmt. Die Beamten zwangen die Baptisten unter Gewalt, die schon errichteten Zelte wieder abzubrechen. Den Angaben zufolge soll ein Polizeibeamter den Eigentümer des Grundstücks, Ilgar Mamedov, und andere Baptisten bedroht haben. Unter anderem habe er einen 24-Jährigen vor den Augen bereits anwesender Kinder an den Haaren gezogen und ihn in den Bauch getreten. Die Polizei habe der Gruppe befohlen, das Dorf zu verlassen. Wie sich später herausgestellt habe, hatten die Dorfbehörden angeordnet, das Kinderlager zu verhindern. Am 8. September wurde Ilgar Mamedov vorgeladen und darüber informiert, dass gegen ihn eine Geldstrafe in Höhe von 15 Euro verhängt worden sei, weil er auf seinem Grundstück zu viel Lärm zugelassen habe. Er habe sich jedoch geweigert, die Strafe zu bezahlen, weil er damit zugegeben hätte, gegen Gesetze verstoßen zu haben. Zugleich kritisierte er den Angaben zufolge, dass man ihm zwar das Urteil habe lesen lassen, doch sich zugleich geweigert habe, ihm eine Kopie zu überlassen. Die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen beruhten nur auf Lügen, meinte er. Ursprünglich sollten 120 Kinder an der Zeltfreizeit teilnehmen.

Im Januar hatte eine Expertengruppe für Religionsfreiheit des Baptistischen Weltbundes Aserbaidschan besucht und dabei festgestellt, dass in dem Land Religionsfreiheit nur zum Teil gewährt werde. Muslime und orthodoxe Christen könnten sich weithin ohne Einschränkungen versammeln, doch dies gelte nicht für die Baptisten.

Im April waren drei Baptisten aus der Gemeinde Baku in den Medien namentlich als Staatsfeinde an den Pranger gestellt worden, nachdem sie zusammen mit Baptisten aus Texas in einer Baptistengemeinde in der Provinzhauptstadt Agdash einigen Kindern biblische Geschichten erzählt hatten. Sie waren verhaftet, zu Geldstrafen verurteilt und dann wieder frei gelassen worden.

90 Prozent der acht Millionen Einwohner Aserbaidschans sind Muslime. Zum Bund der Baptistengemeinden gehören 25 Gemeinden mit 3.100 Mitgliedern.
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