Baptists in Skopje: Many Opportunities for Mission

Baptisten in Skopje: Viele Möglichkeiten zur Mission

Klaus Rösler - March 20, 2008

O h r i d / S k o p j e – Trotz der staatlichen garantierten Religionsfreiheit leidet die kleine baptistische Minderheit in Mazedonien im Alltag unter manchen Diskriminierungen. Allerdings hat sie zugleich auch große missionarische Möglichkeiten. Darauf hat der Pastor der Baptistengemeinde in der Hauptstadt Skopje, Marko Grosdanov, auf der Tagung der EBF-Exekutive vom 13. bis 15. März in der Stadt Ohrid im Südwesten des Landes aufmerksam gemacht. Nach Angaben des 30-jährigen werden die orthodoxen Christen und auch die Muslime von den Behörden bevorzugt. Sie hätte etwa die orthodoxe Kirche in der Hauptstadt von den Behörden ein zentral gelegenes Grundstück geschenkt bekommen, auf dem ein großes Gotteshaus errichtet wurde. Dagegen hätten die Baptisten in Skopje seit vier Jahren vergeblich um eine Baugenehmigung für einen Anbau nachgefragt, weil ihr vor 20 Jahren bezogenes Gemeindezentrum zu klein geworden ist. Grosdanov rechnet allerdings damit, schon in den nächsten Wochen endlich die nötigen Papiere zu erhalten. Diskriminierungen gebe es auch durch Mitmenschen. Als die Gemeinde etwa vor wenigen Tagen mit Plakaten für eine Veranstaltung in ihrem Zentrum warb, sei seine Ehefrau Tina von einer aufgebrachten Passantin massiv bedroht worden. Die Familie Grosdanov lebt im Gemeindehaus.

Die Baptistengemeinde in Skopje wurde als Hausgemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Inzwischen feiert sie öffentliche Gottesdienst in ihrem Gemeindezentrum in der Innenstadt. Zu den Sonntagsgottesdiensten, die im Winter abends um 18 Uhr und im Sommer um 19 Uhr gefeiert werden, kämen bis zu 80 Besucher. Jedes Jahr kämen etwa zehn neue Mitglieder durch Taufe hinzu. Im Gottesdienstsaal gebe es aber nur 65 Sitzplätze. Um allen Interessenten eine Teilnahme zu ermöglichen, habe man eine Videoübertragung ins Dachgeschoss des Hauses installiert. Grosdanov begründet die ungewöhnlichen Gottesdienstzeiten mit der „mazedonischen Kultur“: „Wenn wir Leute wirklich erreichen wollen, müssen wir uns nach ihren Gepflogenheiten richten. Zum Gottesdienst am Sonntagmorgen kommen nur überzeugte Christen, aber keine Freunde.“

Neben der Baptistengemeinde in Skopje gibt es noch eine weitere Gemeinde in Radovis im Südosten des Landes. Darüber hinaus versuchen einige ausländische Missionare, ohne Absprache mit den beiden Gemeinden neue Gemeinden zu gründen. Grosdanov schätzt, dass es dennoch nicht mehr als rund 300 Baptisten unter den etwa zwei Millionen Einwohnern des Landes gibt. Hoffnungen setzt er auf ein neues Religionsgesetz, das demnächst in Kraft treten soll. Dann werden alle Baptistengemeinden vom Gesetzgeber gezwungen, ein intensiveres Miteinander anzustreben. Ohne einen solchen Zusammenschluss werde es keine Anerkennung geben.

Nach Angaben von Grosdanov unternimmt die Gemeinde vielfältige Anstrengungen, um die Einwohner für Jesus Christus zu gewinnen. Auf großes Interesse stoße dabei ein Kurs über die Grundlagen des christlichen Glaubens. Im früher zu Jugoslawien gehörenden Landesteil seien die meisten Menschen atheistisch aufgewachsen. „Sie haben keinerlei Kenntnisse über den Glauben“, so Grosdanov. Den Kurs, der an den bekannten Alpha-Kurs angelehnt sei, hätten bereits mehr als 300 Teilnehmer besucht. Auch manche Christen seien darunter gewesen, die ihren Glauben hätten vertiefen wollen. Im Internet unterhält die Gemeinde ferner ein moderiertes Gesprächsforum, das vor allem von Jugendlichen und Studenten stark genutzt wird. Inzwischen ist durch dieses Programm ein erster User Christ geworden. Ferner betreibt die Gemeinde in der Nähe der Universität von Skopje einen Buchladen. Zwei Mitarbeiter verkaufen christliche Bücher und Schreibwaren, stehen aber auch für Rückfragen über den christlichen Glauben zur Verfügung, so Grosdanov. Die Gemeinde ist selber auch verlegerisch tätig. Jedes Jahr erscheinen etwa zehn Titel zu theologischen Fragen. Andere evangelikale Verlage gebe es in Mazedonien bisher nicht.

Im Stadtteil Aerodom im Norden von Skopje hat die Gemeinde vor kurzem ein Gemeindegründungsprojekt gestartet, das auch vom Missionsprogramm IMP der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) unterstützt wird. Man habe eine öffentliche Leihbibliothek als Anlaufstelle geschaffen. Dort treffen sich inzwischen zehn Interessenten zweimal pro Woche zum gemeinsamen Bibelstudium. Unter den 100.000 Einwohner des Stadtteils habe man bereits mehr als 10.000 Einladungen verteilt.

Die Jugendgruppe der Gemeinde engagiert sich auch im Umweltschutz. Sie hat vor kurzem im Rahmen eines ökologischen Aktionstages 50 Bäume neben eine Ölraffinerie in Skopje gepflanzt.

Nach Angaben von Grosdanov seien wesentlich stärkere Anstrengungen aller evangelikaler Gemeinden nötig, um die Bevölkerung für das Evangelium von Jesus Christus zu gewinnen. Bei optimistischer Zählweise gebe es vielleicht 10.000 Evangelikale im Land, bei realistischer Zählung komme er „auf vielleicht 3.000“: „Das ist eine echte Pioniersituation.“

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