Baptists in the Fight Against Trafficking

Baptisten im Kampf gegen die Zwangsprostitution

Klaus Rösler - October 04, 2007

B u d a p e s t – Wie sich vor 200 Jahren Christen für die Abschaffung der Sklaverei engagiert haben, sollten heute Christen gegen die weltweite Zwangsprostitution kämpfen und sie ächten. Das hat der Leiter der Arbeitsgruppe Zwangsprostitution der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF), der schwedische Baptistenpastor Sven-Gunnar Liden (Stockholm), auf der EBF-Ratstagung vom 26. bis 29. September in Budapest gefordert. Er präsentierte einen zehn Punkte-Katalog, der in jeder christlichen Gemeinde umgesetzt werden könne. Am wichtigsten sei dabei das Gebet, sagte er. Dabei gelte es, sowohl für die Opfer zu beten wie auch für die kriminellen Täter und die Männer, die ihre sexuellen Dienste in Anspruch nehmen. Wenn Frauen gegen ihren Willen mit Gewalt zur Prostitution gezwungen würden, sei dies ein eklatanter Verstoß gegen das Menschenrecht. Liden zeigte sich davon überzeugt, dass diese Gebete langfristig zu einer Veränderung der Lage führten. Darüber hinaus könnten Gemeinden Geld sammeln, um Opfern zu helfen und Kampagnen zu finanzieren. Sie könnten zudem Filme zeigen, um das Bewusstsein für die Lage der Opfer zu schärfen. Ferner riet Liden, Verteilschriften in Umlauf bringen, die Polizei zu öffentlichen Vorträgen einzuladen, Informationen in den Medien über die Zwangsprostitution zu sammeln und nicht zuletzt die Augen offen zu halten, um herauszufinden, wo eventuell Zwangsprostituierte ihre Dienste anbieten müssen. Wenn in Treppenhäusern auffallend viele Frauen anzutreffen seien, die die Sprache nicht sprechen können, und dort viele unbekannte Männer verkehren, oder auch unterschiedliche Autos vor bestimmten Häusern parken, könnten dies Verdachtsmomente sein. Auch wenn sich ein Verdachtsfall später als unbegründet erweise, sei es sinnvoll, die Polizei zu informieren. Liden empfahl ferner, Männer in Gesprächskreise einzuladen, um mit ihnen auch über die biblischen Grundlagen dieser Arbeit zu sprechen. „Schon im Alten Testament spricht sich Gott deutlich dagegen aus, Frauen wie eine Ware zu behandeln – das ist eine Warnung gegen Zwangsprostitution“, so Liden. Er wies darauf hin, von Gott in diesen Dienst berufen worden zu sein. Bei seinem Einführungsgottesdienst vor vier Jahren in Stockholm sei eine Zwangsprostituierte unter den Gottesdienstbesuchern gewesen, die anschließend vor der Kirche von ihrem Zuhälter erwartet worden war, damit sie nicht fliehen konnte. Diese Beobachtung habe ihn tief bewegt. Seine Gemeinde habe sich später entschieden, ein Hilfsprogramm für Zwangsprostituierte zu starten.

Die beiden deutschen Vertreterinnen im EBF-Netzwerk Zwangsprostitution, die Pastorin Christine Schultze (Dortmund) und Shannon von Scheele (Berlin), präsentierten aktuelle Zahlen aus Deutschland. Allein im letzten Jahr habe die Polizei 775 Zwangsprostituierte aus ihrer Lage befreit. 2003 seien es sogar über 1.200 Fälle gewesen. In 40 Prozent aller Fälle hätten sich die Opfer selber an die Behörden gewandt, 16 Prozent seien auf Beobachtungen Dritter zurückzuführen gewesen, in den übrigen Fällen sei die Polizei von sich aus tätig geworden. In acht Prozent seien die Opfer Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren gewesen. Über die Zahlen der Opfer in ganz Europa gibt es nur Schätzungen. Sie schwanken zwischen 10.000 und einer halben Million pro Jahr.

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