Beirut – Die Baptisten im Libanon haben die Christen weltweit zum Gebet für ihr Land aufgerufen. Rund um die Ernennung des Milliardärs Nadschib Mikati zum neuen Regierungschef kam es in vielen Städten des Landes zu Demonstrationen von Anhängern seines Vorgängers Saad Hariri. Mikati war von der pro-iranischen Hisbollah vorgeschlagen worden. Im Parlament hatte er sich zuvor die Mehrheit gesichert. 68 Abgeordnete stimmten für ihn. 60 stimmten für Hariri, der vom Westen unterstützt worden war. Hariris Regierung war am 12. Januar zusammengebrochen, als die oppositionelle Hisbollah ihre Minister aus dem Kabinett abzog. Auslöser der Krise waren Ermittlungen eines UN-Tribunal zur Ermordung des früheren Ministerpräsidenten Rafik Hariri im Jahr 2005. Dabei waren neben dem Vater von Saad Hariri 21 weitere Menschen getötet worden. Berichten zufolge sollen wegen des Mordes führende Hisbollah-Mitglieder angeklagt werden.

„Betet für unsere junge Generation. Wie können wir sie davon überzeugen, dass es für sie eine Zukunft im Libanon gibt, wenn unser Land in einem bösartigen Kreislauf gefangen ist, der uns zurück in eine Zeit bringt, die wir verzweifelt hinter zu lassen wollen?“, fragt der Direktor der baptistischen Libanesischen Gesellschaft für Bildung und soziale Entwicklung, Nabil Costa (Beirut), in einem Gebetsaufruf. Immer mehr meist gut gebildete Christen haben in den letzten Jahren den Libanon verlassen, bis zu 150.000 jährlich. Sie sind in Sorge, dass die Spannungen negative Folgen für ihre Zukunft haben, und fürchten um ihre Sicherheit. Zudem fühlen sie sich diskriminiert.

In dem Schreiben dankt Costa vor allem der libanesischen Armee, dass sie für Ruhe und Ordnung im Land sorgt. Trotz der Unruhen im Land wisse er, dass Gott am Ruder sei. Es gelte seinen Verheißungen und seinem Wort zu vertrauen. Costa verweist auf eine Bibelstelle im Neuen Testament: „Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!“ (Philipper 4,6): „Unser Land braucht Verantwortungsträger nach dem Herzen Gottes.“ Dieses Ziel zu erreichen, sei für Gott nicht schwierig: „Wir beten und warten auf sein Eingreifen.“

Die Zahl der Christen im Libanon ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. 1975 stellten die Christen etwa 60 Prozent der Bevölkerung im Libanon, heute sind es wenig mehr 30 Prozent. Die große Mehrheit der vier Millionen Einwohner sind Muslime. Zum Bund der Baptisten im Libanon gehören 27 Gemeinden mit rund 2.000 Mitgliedern.