Call to Prayer for the Christians of Iraq
Aufruf zum Gebet für die Christen im Irak
Bagdad/Prag – Nach dem Terroranschlag auf eine katholische Kirche in Bagdad mit 58 Toten – vor allem Gottesdienstbesuchern - hat die Europäische Baptistische Föderation (EBF) zum Gebet für die Christen im Land aufgerufen. „Lasst uns für alle Christen im Irak beten, dass sie inmitten von Blutvergießen und Gewalt unter Gottes Schutz stehen, wenn sie sich zu Jesus Christus, dem Friedefürsten, bekennen“, schrieb EBF-Generalsekretär Tony Peck (Prag) in einem elektronischen Brief an leitende Vertreter der Baptisten in Europa. Zuvor hatte Peck mit einem Baptistenpastor in Bagdad telefoniert und ihm versichert, dass die Baptisten weltweit dafür beten, dass Gott das Land heilen und Frieden bringen werde.
Am 31. Oktober war ein Sprengstoffgürteln und Granaten bewaffnetes Terrorkommando zur Gottesdienstzeit am Abend in die Kirche im Stadtteil Karrada eingedrungen und hatte die rund 120 versammelten Gläubigen in seine Gewalt gebracht. Als nach vier Stunden irakische Sicherheitskräfte die Kirche stürmten, sprengten sich einige der Terroristen in die Luft. Bei den Toten handelt es sich um 41 Christen in der Kirche, darunter auch zwei Priester, zwölf Polizisten und fünf Passanten. 75 Gottesdienstbesucher wurden verletzt. Zur Tat bekannte sich der irakische Ableger des islamistischen Netzwerks Al-Kaida „Islamischer Staat Irak“. Die Gruppe hat inzwischen weitere Attacken auf Christen angekündigt
Wie Peck bekannt gab, „sind die Christen in Land sehr besorgt um ihre Sicherheit“. Und er ergänzte: „Einige baptistische Gläubigen überlegen, ob sie aus Bagdad in den Norden des Landes wegziehen, andere wollen nach Jordanien oder Syrien gehen.“ Peck ist in Sorge, dass „durch diese verständliche Reaktion die christliche Kirche im Irak weiter geschwächt wird“. Als einen ersten Schritt zu mehr Sicherheit überlegen die Baptisten in Bagdad nun, ob sie sich statt am Sonntag nicht wie die Muslime am Freitag zum Gottesdienst versammeln sollten.
Peck verweist auch auf Experten für den Nahen Osten, nach deren Erkenntnis die Gewalt gegen Christen deutlich zugenommen hat, nachdem ein Pastor in den USA angekündigt hatte, den Koran öffentlich zu verbrennen. Nach weltweiten Protesten war die Aktion abgesagt worden. „Das zeigt uns, dass Christen im Westen weise und behutsam in ihrer Beziehung zum Islam vorgehen müssen“, schreibt Peck.
Der EBF-Generalsekretär ist auch davon überzeugt, dass die Intervention der Koalitionstruppen 2002 in den Irak mit für die Entwicklung im Land verantwortlich ist. Die beteiligten Länder sollten deshalb zur Buße aufgerufen werden. Es sei eine schreckliche Ironie der Entwicklung, dass die Christen im Irak unter der Diktatur von Saddam Hussein mehr Religionsfreiheit gehabt hätten als gegenwärtig. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Christen im Irak von 1,2 Millionen auf rund 550.000 mehr als halbiert. Die Christen stellen nun 1,6 Prozent der Einwohner des Landes.
Auch Politiker und Kirchenführer in aller Welt verurteilten den Angriff auf die Christen in Bagdad. So forderte der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, ein Ende der anhaltenden Gewalt gegen Christen im Irak. Papst Benedikt sprach der christlichen Minderheit seine Anteilnahme aus. Er ermutigte sich, „stark und fest in der Hoffnung“ zu bleiben. Der Direktor für Freiheit und Gerechtigkeit im Baptistischen Weltbund, Raimundo Barreto (Falls Church bei Washington), erinnerte daran, dass Christen sich zur Gewaltlosigkeit verpflichtet fühlten und Böses nicht mit Bösen, sondern Böses mit Guten zu überwinden suchten.