Christian Bookseller Murdered in the Gaza Strip
Christlicher Buchhändler im Gazastreifen ermordet
Gaza – Ein bekannter palästinensischer Christ ist im Gazastreifen von noch unbekannten Tätern ermordet worden: Rami Khader Ayyad, der Leiter des christlichen Buchladens in Gaza-Stadt. Die Leiche des 32-jährigen Baptisten war am 7. Oktober mit zwei Schussverletzungen, mehreren Messerstichen und offenen Brüchen in Gaza-Stadt von der Polizei aufgefunden worden. Das berichtet die Palästinensische Bibelgesellschaft (PBG), die den Buchladen betreibt. In der Vergangenheit hatte Ayyad, der eine schwangere Frau und zwei Kinder hinterlässt, wiederholt anonyme Morddrohungen erhalten. Den Angaben zufolge war Ayyad nach Ladenschluss am 6. Oktober von einem Auto ohne Kennzeichen verfolgt worden. Offenbar war er von dessen Insassen entführt worden. Das teilte er in einem Telefonanruf seiner Frau mit. Darin drückte er zugleich seine Hoffnung aus, noch am selben Abend wieder freigelassen zu werden.
„Rami wurde wegen seines christlichen Glaubens getötet“, vermutet ein Sprecher der Bibelgesellschaft in Jerusalem, Simon Azazian. Der Baptistenpastor in Gaza, Hanna Massad, erklärte, dass hinter der Tat eine extremistische Gruppe steht. Ayyad müsse schwer geschlagen worden sein. Nach Angaben Massads sei Ayyad offenbar schon vor einigen Tagen von Unbekannten verfolgt worden. Das habe er Freunden berichtet. Ayyad habe früher der römisch-katholischen Kirche angehört, ehe er Baptist geworden sei. Muslim sei er nie gewesen. Auf den Buchladen – in dem Haus befindet sich auch die örtliche Baptistengemeinde - waren in der Vergangenheit wiederholt Anschläge verübt worden. Der Pastor der Baptistengemeinde in Nazareth, Yohanna Katanacho, verurteilte die Tat. Zugleich rief er die Baptisten dazu auf, keine Rachegefühle zuzulassen: „Wir dürfen in unserer Mission nicht nachlassen oder uns von der Angst lähmen lassen.“ Er würdigte den Ermordeten als Vorbild für palästinensische Christen.
Der Chef der radikal-islamischen Hamas-Bewegung im Gazastreifen, Ismail Hanija, verurteilte die Tat. Er habe eine Untersuchung angeordnet, wird er in Presseberichten zitiert. Er unterstrich die Zusammengehörigkeit von Christen und Muslimen: „Wir sind Teil der selben Nation. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese historische Beziehung sabotiert wird.“ Ayyad wurde noch am 7. Oktober beerdigt. Sein Leichenwagen war mit drei palästinensischen Flaggen geschmückt. Die Beerdigungsfeier zählte rund 1.000 Besucher. Während Hamas-Politiker im Gazastreifen nach der Tat darauf hinwiesen, dass Christen in der Region sicher seien, macht sich Presseberichten zufolge unter der christlichen Minderheit Angst breit. Viele seien in Sorge vor Übergriffen militanter Muslime. Im Gazastreifen leben rund 2.500 Christen unter den 1,5 Millionen meist muslimischen Einwohnern.