Christians and Muslims Must Speak With Each Other and Not About Each Other

Christen und Muslime sollten miteinander statt übereinander reden

Klaus Rösler - July 24, 2009

Amsterdam – Christen und Muslime sollten nicht übereinander, sondern
miteinander reden. Das hat der Generalsekretär der Europäischen
Baptistischen Föderation (EBF), Tony Peck (Prag), vorgeschlagen. Solche
Gespräche könnten das Verständnis füreinander wecken, meinte Peck vor
Journalisten zum Auftakt der Tagung „Amsterdam 400“ vom 24. bis 26. April
in Amsterdam, mit der die Baptisten in Europa ihr 400-jähriges Bestehen
feiern. Schon die baptistischen Gründerväter hätten sich wie die Baptisten
heute für Religionsfreiheit eingesetzt - nicht nur für sich selber,
sondern auch für Muslime. Daran habe sich bis heute nichts geändert. Die
erste baptistische Gemeinde war 1609 – also vor 400 Jahren - im
Hinterzimmer einer Bäckerei in Amsterdam von englischen
Religionsflüchtlingen gegründet worden. Mit dabei war auch Thomas Helwys
(1550-1616), der 1610 die Schrift „Eine kurze Erklärung des Geheimnisses
der Ungerechtigkeit“ veröffentlichte, in der er völlige Glaubensfreiheit
für alle forderte. Peck präsentierte den Journalisten eine Faksimile-Kopie
dieser Schrift. Wie er sagte, könnten Christen im Gespräch mit Muslimen
entdecken, dass sie vielfach dieselben Interessen verfolgten, etwa die
Sorge um eine gute Ausbildung ihrer Kinder. Es sei jedoch nicht sinnvoll,
in solchen Gesprächen Kritik am Propheten Mohammed zu üben. Kritik übte
Peck in dem Zusammenhang an politischen Parteien aus dem „weit rechten
Spektrum“, die sich einer gesellschaftlichen Integration von Muslimen in
Europa widersetzten: „Wir müssen lernen, mit Muslimen zusammen zu leben,
und wir können das auch.“

Peck äußerte in dem Zusammenhang positiv zu einer Initiative von 138
islamischen Gelehrten vom Oktober 2007. In einen Brief an verschiedene
Kirchenleitungen hatten die Gelehrten für ein friedliches Zusammenleben
von Muslimen und Christen plädiert. Sie hatten darauf hingewiesen, dass
vom Frieden zwischen den beiden Religionen das Überleben der Welt abhänge.
Vom Baptistischen Weltbund (BWA) wie auch von der Europäischen
Baptistischen Föderation (EBF) war das Schreiben offiziell als
„hoffnungsvolles Zeichen“ begrüßt worden. Inzwischen ist es auch zu
offiziellen Gesprächen zwischen leitenden Baptisten und Vertretern der
Gelehrten gekommen.

Die US-amerikanische Missionarin und Vorkämpferin gegen Zwangsprostitution
und Menschenhandel, Dr. Lauran Bethell (Amsterdam), dankte den
europäischen Baptisten dafür, dass sie sich bisher als einzige Kirche
europaweit gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution engagierten. An den
Informationsveranstaltungen eines vor vier Jahren gegründeten Netzwerkes
hätten bisher rund 80 Prozent aller 52 europäischen Baptistenbünde mit
Delegierten teilgenommen. Ziel sei es, dass jeder Bund mit einen
offiziellen Beauftragten in dem Bereich tätig sei. Vor allem in Osteuropa,
woher viele Zwangsprostituierte stammten, gebe es baptistische
Organisationen, die dafür sorgten, dass Mädchen aus Waisenheimen nicht in
der Prostitution landeten. Diese Organisationen setzten vor allem auf
Bildungs- und Ausbildungsangebote.

Der Generalsekretär des niederländischen Baptistenbundes, Albrecht
Boerrigter (Barneveld/Gelderland), wies darauf hin, dass die Baptisten in
den Niederlanden mit 82 Gemeinden und rund 12.000 Mitgliedern nur ein
Schattendasein spielten. Sie seien in der Gesellschaft kaum bekannt. Er
hoffe, dass der Jubiläumskongress mit dazu beitrage, dass die Freikirche
bekannter werde. Zudem engagiere sich der Bund in jüngster Vergangenheit
auch als Gemeindegründungsbewegung. Zwei Mitarbeiter kümmerten sich darum,
in den bestehenden Baptistengemeinden das Bewusstsein zu wecken, neue
Gemeinden zu gründen, um neue Zielgruppen zu erreichen. Inzwischen seien
in sozialen Brennpunkten in Utrecht und Amersfoort zwei neue Gemeinden
entstanden.

Zur EBF gehören 52 Baptistenbünde mit 13.000 Gemeinden und 800.000
Mitgliedern in fast allen Ländern Europas und im Nahen Osten.
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