Christians on Jordan’s West Bank Feel Trapped

Christen im Westjordanland fühlen sich wie im Gefängnis

Klaus Rösler - March 21, 2008

J e r u s a l e m / O h r i d – Scharfe Kritik an den durch Mauer und Stacheldraht befestigten israelischen Grenzanlagen zum Westjordanland haben die europäischen Baptisten geübt. Niemand bestreite Israel das Recht, sich zu schützen und als Nation zu existieren, heißt es in einem Reisebericht einer Delegation der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) in die Westbank, der jetzt von der in Ohrid/Mazedonien tagenden EBF-Exekutive ohne Gegenstimme angenommen wurde. „Aber der Besuch in Bethlehem war die Erfahrung einer großen Ungerechtigkeit gegenüber den Palästinensern, von denen einige unsere christlichen und baptistischen Brüder und Schwestern sind“, so EBF-Generalsekretär Tony Peck (Prag). Der Grenzwall diene nicht nur der Sicherheit Israels, sondern er beschlagnahme zugleich das Land für weitere jüdische Siedlungen. Wörtlich heißt es weiter: „Wie bei den alten Propheten waren unsere Herzen empört über die unwürdige Behandlung der Palästinenser, von denen die Mehrheit friedliebend ist und denen das Land seit vielen Generationen gehört.“ Ein Mitarbeiter des Baptistischen Bibelkollegs in Bethlehem habe gegenüber der fünfköpfigen EBF-Reisedelegation sein Lebensgefühl mit den Worten beschrieben: „Wir leben wie in einem riesigen Gefängnis.“ Kein Verständnis haben die europäischen Baptisten auch für Äußerungen von Reisegruppen US-amerikanischen Christen, die etwa einem palästinensischen Christen empfohlen hätten, das Land zu verlassen, weil „ihr palästinenischen Christen ein Teil des Problems seid“. Dabei lebten die Vorfahren dieses Mannes seit 20 Generationen in der Region. Im Westjordanland leben Schätzungen zufolge etwa 48.000 Christen.

Keine Anzeichen für verbesserte Lebensbedingungen

Der EBF-Präsident Toma Magda (Cakovec/Kroatien) kritisierte, dass es im Westjordanland keinerlei Anzeigen dafür Verbesserungen der Lebensbedingungen der Menschen gebe. Überall stoße man auf Kontrollstellen Israels. Magda verglich die Lage in der Westbank mit der in Kroatien, in der vor 16 Jahren ein Bürgerkrieg tobte: „Jetzt weiß ich, dass unser Krieg im Vergleich mit den Lebensbedingungen in der Westbank ein Kinderspiel war.“ Die Präsidentin des italienischen Baptistenbundes, Anna Maffei (Rom), zeigte sich beeindruckt von dem Friedensprojekt „Zelt der Nationen“ in Bethlehem. Das zugehörige Grundstück gehört seit 1900 einer palästinensischen Familie, die auch die notwendigen Papiere besitzt. Dennoch versuche Israel, diese Familie zu enteignen, die sich dagegen juristisch zur Wehr setze. Die Familie habe nun ein Zeltlager auf dem Land errichtet, in dem regelmäßig Freizeiten für Kinder stattfinden würden, um Zuversicht und Überlebenswillen der Kinder zu stärken. Die Generalsekretärin des deutschen Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden), Regina Claas (Elstal bei Berlin), bedauerte, dass es zwischen den Anhängern der drei vorherrschenden Religionsgemeinschaften – Juden, Muslimen und Christen – kaum Begegnungen gebe. Die Bibel lehre, dass es keinen Frieden ohne Beziehungen gebe, die durch Vergebungsbereitschaft und Versöhnung gekennzeichnet sein müssten. Doch dafür habe man während der Reise keinerlei Anzeichen gefunden.

Baptisten wollen Evangelikale im Heiligen Land unterstützen

Im Mittelpunkt der Reise stand eine Begegnung mit den Pastoren der 15 Gemeinden, die im „Evangelikalen Rat im Heiligen Land“ zusammen geschlossen sind. Die Baptisten bilden im Rat die Mehrheit, doch auch einige Pfingstler und eine presbyterianische Gemeinde gehören dazu. Die einheimischen Pastoren könnten sich nicht frei zwischen der Westbank und Israel bewegen, so die europäischen Baptisten. Eine Ausnahme bildeten nur jene Geistlichen, die über einen ausländischen Reisepass verfügten. Die Gemeinden litten unter zwei besorgniserregenden Entwicklungen. Viele Gemeindemitglieder wanderten aus, weil sie sich nicht mehr sicher fühlten. Doch zugleich gebe es auch Druck von den anglikanischen, lutherischen, römisch-katholischen und orthodoxen Kirchen, die Kritik an den missionarischen Aktionen dieser Gemeinden übten. Die EBF-Exekutive beschloss, dem Wunsch der Pastoren des „Evangelikalen Rates im Heiligen Land“ zu entsprechen und ihnen eine angepasste Mitgliedschaft in der EBF zu ermöglichen. Diese Entscheidung muss noch vom EBF-Rat bestätigt werden, der im September in Lissabon tagt. Solche zwischenkirchlichen Kontakte zum Ausland seien für die palästinensischen Christen eine große Ermutigung, hieß es. Nach Einschätzung von Peck sollte sich die Zusammenarbeit nicht nur auf die Baptistengemeinden beziehen. Auch die nicht-baptistischen Gemeinden hätte eine starke „baptistische“ Prägung. Darüber hinaus setzt sich die EBF auch dafür ein, dass diese Gemeinden von der israelischen Regierung offiziell anerkannt werden.

Flucht aus dem Gaza-Streifen

Ferner wurde bekannt, dass das Leben der einzigen Baptistengemeinde im von der palästinensischen Hamas-Bewegung kontrollierten Gaza-Streifen zum Erliegen gekommen ist. Sieben Familien aus der Gemeinde, darunter auch die von Pastor Hanna Massad, sind in die Westbank geflohen, nachdem sie von militanten Islamisten wiederholt bedroht worden waren.

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