Egyptian Baptists: Conditions are Returning to Normal

Baptisten in Ägypten: Die Lage normalisiert sich

Klaus Rösler - February 18, 2011

Kairo – Auch nach dem Rücktritt des ägyptischen Staatschefs Husni Mubarak am 11. Februar und der Übergabe der Macht an das Militär gibt es weiter viele Gebetsanliegen für das Land. Darauf hat der Vizepräsident des Baptistenbundes von Ägypten, Pastor Mounir Malaty (Kairo), in einem aktuellen Rundbrief hingewiesen, der über das Internet verbreitet wurde. „Lasst uns dafür beten, dass Gott die Ausarbeitung einer neuen Verfassung leitet und in der Übergangszeit die Entscheidungen kontrolliert“, schreibt Malaty. Man brauche geeignete Kandidaten für die neue Regierung. Für ein wichtiges Gebetsanliegen hält er auch eine „revolutionäre Veränderung in der Mentalität des ägyptischen Volkes, dass es bereit wird, die traditionellen religiösen und kulturellen Überzeugungen zu verändern, um die Botschaft (von Jesus Christus, Anm. d. Red.) anzunehmen.“

Nachdem während der Demonstrationen in Kairo das reguläre Gemeindeleben wegen der abendlichen Ausgangssperren nicht länger stattfinden konnte, sei nun wieder Normalität eingekehrt, freut sich der Pastor. So habe man am Sonntag, dem 13. Februar, wieder einen Abendgottesdienst mit Abendmahl feiern können: „Gott hat uns wunderbar ermutigt.“ Derzeit plane man eine besondere Veranstaltung unter dem Motto „Wir gehen da gemeinsam durch“. Es gehe darum, sich als Gemeindemitglieder gegenseitig zu ermutigen und zu hören, was die einzelnen während der Demonstrationen erlebt haben. Wie Malaty schreibt, brauchten einige Gemeindemitglieder Hilfe, weil sie ihre Stellen und damit ihren Lebensunterhalt verloren hätten. Man wolle 100 Lebensmittelpakete für bedürftige Gemeindemitglieder zusammenstellen. Der Theologie bittet die Baptisten weltweit auch dafür zu beten, dass die Gemeinde „die Ereignisse dieser Tage besser versteht und die besten Möglichkeiten findet, um sich für die Gesellschaft zu engagieren“.

Während der Unruhen war die Lage der christlichen Minderheit in Ägypten so unsicher geworden, dass ihr Gemeindeleben weitgehend zum Erliegen gekommen war. Am 5. Februar gab es eine Explosion bei einer koptischen Kirche in Nordägypten in Rafah nahe des Gaza-Streifens. Personen kamen nicht zu Schaden. Während Christen von einem Bombenanschlag sprechen, machen die Behörden ein Gasleck verantwortlich. Am 30. Januar waren in der Ortschaft Sharuna zwei koptisch-orthodoxe Familien mit elf Mitgliedern ermordet worden. Auch aus anderen Regionen Ägyptens werden Übergriffe auf Läden von Christen gemeldet.

Die Auseinandersetzungen haben dazu geführt, dass Christen und Muslime enger zusammenrücken, hatte Mataty in einem ersten Rundbrief berichtet. Nachdem sich die Polizei aus den Straßen zurückgezogen hatte, war es manchenorts zu Plünderungen und chaotischen Verhältnissen gekommen. Auch ein von Baptisten betriebener Laden im Zentrum der Hauptstadt sei verwüstet worden. Daraufhin hatten Christen und Muslime gemeinsam begonnen, ihr Eigentum zu schützen: „Da hat sich eine Tür geöffnet, wie wir nach Jahren der Spannungen nun unseren muslimischen Nachbarn helfen können.“ Man sehe die Krise auch als Chance, Muslime mit dem Evangelium erreichen zu können. Mit Äußerungen zur politischen Lage hielt Malaty sich zurück: „Als Kirche sind wir nicht in der Lage, die Situation richtig einzuschätzen. Wir sind auch nicht vorbereitet, den Menschen zu helfen, sich einzumischen.“. Malaty hofft, dass die Christen nach dem Ende der Ära von Präsident Husni Mubarak mehr Freiheit erhalten, um mehr evangelisieren und neue Gemeinden gründen zu können. Als die Demonstrationen in Ägypten begannen, befanden sich einige Gemeindemitglieder bei einer Tagung 130 Kilometer außerhalb von Kairo. Eigentlich sollte ein Bus sie dort abholen, doch der kam nicht, so Malaty. Es sei ein Wunder Gottes gewesen, dass die Gemeinde in dieser Situation einige Kleinbusse habe anmieten können, die die Freizeitteilnehmer sicher nach Hause gebracht hätten. Wenige Stunden später sei im Zuge der Unruhen ein Gefängnis ganz in der Nähe des Freizeitzentrum angegriffen und alle Gefangenen freigelassen worden. Sie hätten für Tumulte auf den Straßen gesorgt, so dass kein Durchgekommen gewesen sei. „Wir danken Gott für seine Führung uns seinen Schutz“, schrieb Malaty. Er dankte den Baptisten weltweit für ihre Gebet: „Sie bedeuten uns sehr viel. Es ist eine große Ermutigung zu wissen, dass wir nicht allein sondern ein Teil der Familie Gottes sind.“

Die Baptistengemeinde in Kairo hat rund 300 Mitglieder. Zum ägyptischen Bundesbund gehören 18 Gemeinden mit 2.100 Mitgliedern. Von den rund 83 Millionen Einwohnern des Landes sind 87 Prozent Muslime und 10 Prozent orthodoxe Kopten.

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