European Baptists Elect a New President: Valeriu Ghiletchi

Europäische Baptisten wählen einen Präsidenten: Valeriu Ghiletchi

Klaus Rösler - August 05, 2009

Amsterdam – Die Europäische Baptistische Föderation (EBF) hat einen neuen Präsidenten: den aus Moldawien stammenden Politiker und Baptistenpastor Valeriu Ghiletchi (Chisinau). Turnusgemäß übernahm der 49-Jährige das auf zwei Jahre befristete Amt von seinem Vorgänger, dem Kroaten Toma Magda (Cakovec). Ghiletchi war bei der Wahl Anfang April in Moldawien als Politiker der Liberaldemokraten in das Parlament in Chisinau eingezogen, wo er als einziger evangelikaler Politiker zur Opposition gehört. Er arbeitete ursprünglich als Ingenieur. 1996 wurde er nach einem Theologiestudium zum Baptistenpastor ordiniert. Zwei Amtsperioden lang bekleidete er das Amt des Präsidenten des moldawischen Baptistenbundes, zu dem 470 Gemeinden mit 20.400 Mitgliedern gehören. Vor dem Wechsel in die Politik war er von seinen geistlichen Leitungsämtern in Moldawien zurückgetreten. Der am 24. Juli in Amsterdam tagende EBF-Rat bestätigte Ghiletchi einstimmig für sein neues Amt an der Spitze der EBF. Vom 24. bis 26. Juli feiert die EBF in Amsterdam das 400-jährige Bestehen der baptistischen Bewegung.

Hans Guderian zum Stellvertreter gewählt

Zum neuen Stellvertreter wurde ein Deutscher gewählt: der Berliner Baptistenpastor Hans Guderian. Der 60-Jährige war bis Ende 2008 über zwölf Jahre als Generalsekretär die Europäische Baptistische Mission (EBM) tätig. Zum Jahresanfang wechselte er in den Dienst als Pastor der 160 Mitglieder zählenden Baptistengemeinde Berlin-Oberschöneweide. Guderian verfügt über umfangreiche Kenntnisse der EBF. Seit 14 Jahren arbeitet er in der EBF-Exekutive mit. Zunächst leitete er als Vorsitzender die Abteilung für Mission und Evangelisation, anschließend die letzten zehn Jahre das Berufungskomitee.

IBTS: Das Geld reicht nur noch für drei Jahre

Im Mittelpunkt der Beratungen der EBF-Rates stand die Zukunft des Internationalen Baptistischen Theologischen Seminars (IBTS) in Prag. Vor 12 Jahren war die theologische Ausbildungsstätte vom schweizerischen Rüschlikon in die tschechische Hauptstadt Prag umgezogen. Zum Campus wurde dort das frühere „Kleine Schloss Jeneralka“ umgebaut. Seitdem haben dort 255 Studenten aus 44 Ländern eine akademische Zusatzausbildung absolviert. Unter anderem erwarben sechs einen Doktortitel, 92 einen Master-Abschluss in Theologie. Auf dem Campus hat auch die EBF ihre Geschäftsstelle. Doch ob dieses baptistische Zentrum dort bleiben kann, ist fraglich. Wie der Vorsitzende des EBF-Finanzkomitee, der Norweger Jan Saethre (Siljan), erklärte, erwirtschafte die das IBTS tragende Stiftung in der Schweiz nach dem Verkauf des Geländes in Rüschlikon einen immer geringer werdenden Überschuss. Während 1999 noch 6,3 Millionen Euro Gewinn erzielt wurden, um das IBTS zu finanzieren, seien es im vergangenen Jahr als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise nur noch 1,3 Millionen Euro gewesen. Das gesamte Vermögen der Stiftung werde voraussichtlich in drei bis dreieinhalb Jahren aufgebraucht sein. Um den Betrieb des IBTS zu finanzieren, seien in den letzten Jahren zwischen 200.000 und über 500.000 Euro jährlich aus dem Anlagevermögen herausgenommen worden. EBF-Generalsekretär Tony Peck (Prag) unterstrich die Bedeutung des IBTS für die baptistische Identität in Europa.

Nach einer kontroversen Debatte folgte der Rat mit fünf Gegenstimmen und drei Enthaltungen einem Vorschlag der EBF-Exekutive, eine bereits eingesetzte Strategiegruppe das Mandat zu übertragen, gegebenenfalls auch einen Verkauf der Gebäude der Hochschule ins Auge zu fassen. Allerdings müssten vor einer solchen weitreichenden Entscheidung die Unionen informiert und zu einem weiteren Treffen eingeladen werden. In der Diskussion ist die Wiederansiedlung des IBTS an einem anderen, kostengünstigeren Ort in Tschechien, aber auch die Verlegung des Campus in ein anderes Land. Verschiedene Baptistenbünde haben bereits ihre Bereitschaft an einer Kooperation ihrer nationalen Ausbildungsstätte mit dem IBTS bekundet.

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