“Holy Wars” are Raging Between the Confessions
Zwischen den Konfession toben „Heilige Kriege“
P r a g (idea) – Die Kirchen haben von Gott den Auftrag, in der Gesellschaft versöhnend zu wirken. Sie kommen ihm allerdings nur unzureichend nach, weil sie untereinander in Unfrieden leben. Diese Ansicht vertrat der mennonitische Theologe Johannes Reimer (Bergneustadt), Professor für Missiologie an der Universität von Südafrika in Pretoria, bei der Tagung der Gemeinschaft Europäischer Evangelikaler Theologen (GEET). 70 Theologen aus 15 Ländern diskutierten Anfang August fünf Tage lang erstmals im Internationalen Baptistischen Theologischen Seminar (IBTS) in Prag über die Versöhnung mit Gott und den Menschen. Laut Reimer finden in zahlreichen Ländern „Heilige Kriege“ zwischen evangelischen, katholischen und orthodoxen Christen statt. Auch innerhalb der evangelikalen Bewegung mangele es am Willen zur Versöhnung. So gebe es Streit zwischen pietistisch und pfingstlerisch oder charismatisch geprägten Christen. Reimer rief dazu auf, dass jede Kirche und Denomination ihre Geschichte aufarbeitet. Als Beispiele nannte er das Verhalten der orthodoxen Kirche in Russland gegenüber anderen Kirchen während des Kommunismus sowie die judenfeindliche Einstellung der Baptisten in Deutschland während der Naziherrschaft. Eine Erneuerung der Gemeinden sei nur möglich, wenn die Sünden der Vergangenheit vor Gott und den Menschen bekannt würden. Reimer beklagte zudem das fehlende gesellschaftliche Engagement der Kirchen in Osteuropa. Während der Zeit des Kommunismus hätten sie sich in eine Nische zurückgezogen und seien nun „politisch, ökonomisch und ökologisch sprachlos“.
Der aus Frankreich stammende Präsident der GEET, der baptistische Theologieprofessor Henri Blocher (Straßburg) sagte, evangelikale Theologen hätten in Europa nach wie vor kaum Einfluss auf die Hochschultheologie. Ihre Arbeiten würden von liberalen Theologen weitgehend ignoriert. Eine Ausnahme sei England, wo zahlreiche evangelikale Theologen an staatlichen Hochschulen arbeiten. Zuversichtlich äußerte er sich zur wachsenden Einheit von pietistisch und pfingstlerisch oder charismatisch geprägten Christen. Er beobachte eine zunehmende Zusammenarbeit von Gemeinden, etwa bei Evangelisationen. Evangelikale sollten in ethischen Fragen auch verstärkt mit Katholiken kooperieren.
Zur engeren Zusammenarbeit von Missionaren und Theologen rief der IBTS-Dozent Peter Penner auf. Evangelikale Theologen seien mitunter so vertieft in ihre Theologie, dass sie die rettungsbedürftige Welt vergäßen. Missionare stünden hingegen in der Gefahr, in ihrer Arbeit biblische Aussagen zu wenig zu berücksichtigen. Penner mahnte dazu, auch die Versöhnung mit der Schöpfung nicht zu vergessen. Evangelikale neigten dazu, die Sorge um die Umwelt zu vernachlässigen, weil Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde verheißen habe. Ferner erinnerte er daran, dass es neben der vertikalen Versöhnung zwischen Gott und Menschen auch zur horizontalen Versöhnung zwischen Mensch und Mensch kommen müsse. In einer Welt voller Hass und Krieg gebe es nichts dringlicheres, als den Missionsauftrag noch ernster zu nehmen. Der IBTS-Dekan Parush Parushev hieß die Tagung in Prag willkommen, die von zahlreichen Baptisten besucht wurde.
Die GEET wurde 1976 von dem englischen Theologen John Stott (London) gegründet; in ihr arbeiten rund 350 Theologen aus 21 Ländern Europas zusammen, die sich alle zwei Jahre zur Konferenz treffen. GEET-Sekretär ist der baptistische Theologe und Bibelschuldozent Christoph Stenschke (Wiedenest).