Hungary: Baptists seek to help other free churches gain recognition

Ungarn: Baptisten wollen anderen Freikirchen bei der Anerkennung helfen

Klaus Rösler - August 19, 2011

B u d a p e s t – Das Ungarische Parlament hat ein neues Religionsgesetz beschlossen. Es tritt am 1. Januar 2012 in Kraft und verschärft die bisher freizügigen Regelungen zur Anerkennung von Religionsgemeinschaften. Nur 14 „historische“ Kirchen und Religionsgemeinschaften werden rechtlich anerkannt, darunter auch die Baptisten. Über den Status der anderen 344 „Kleinkirchen“ kann künftig das Parlament auf Antrag gesondert entscheiden. Zu den nicht anerkannten Glaubensgemeinschaften gehören unter anderem die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK), die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, die Pfingstler und die Heilsarmee. Die Adventisten wie auch einige ungarische Schriftsteller und Menschenrechtler haben scharf gegen das neue Gesetz protestiert. Es verletze die Glaubensfreiheit, heißt es in einem offenen Brief an die Europäische Union und den Europarat, der von früheren Mitgliedern der liberalen Opposition gegen die kommunistische Diktatur unterzeichnet wurde.

Dr. Kálmán Mészáros (Budapest), der Präsident des ungarischen Baptistenbundes, begrüßte dagegen im Gespräch mit dem EBPS das neue Gesetz. Der Staat behandele die Baptisten so wie die Volkskirchen. Dies sei richtig, weil die Baptisten seit 1895 bereits im Land anerkannt gewesen seien. Die Vorgänger der Baptisten, die Täuferbewegung, sei sogar seit 1523 in Ungarn vertreten. Er bedauerte aber, dass das neue Gesetz die Anliegen der kleineren Freikirchen nur unzureichend berücksichtige. Zugleich erklärte er sich im Namen der Baptisten bereit, den anderen Freikirchen dabei zu helfen, ebenfalls als Kirchen offiziell anerkannt zu werden. Bereits acht kleinere Kirchen hätten solche Anträge eingereicht, sagte Mészáros, der auch als Hochschuldozent und Leiter des Lehrstuhls für Kirchengeschichte am Baptistischen Theologischen Seminar tätig ist. In Ungarn gibt es rund 12.000 Baptisten in 368 Gemeinden.

Der Präsident der Adventisten in Ungarn, Tamás Ócsai (Budapest), zeigte sich bestürzt über das neue Gesetz. Regierungsvertreter hätten den Adventisten im Vorfeld die volle Anerkennung zugesagt, teilte er in einer Presseerklärung mit. Im Land leben über 4.600 Adventisten in 110 Gemeinden. Die Methodisten mit 34 Gemeinden und 2.000 Angehörigen sind enttäuscht von dem Beschluss. Sie wollen sich aber weiter um eine Anerkennung bemühen. Man setze dabei auf die Unterstützung der bereits anerkannten Kirchen, hieß es dazu aus der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa in Zürich/Schweiz. Wie Urs Schweizer von der Zentralkonferenz gegenüber dem EBPS auf Anfrage sagte, habe die EmK in Ungarn gehofft, angesichts ihrer über 100-jährigen Geschichte in dem Land mit zu den „historischen Kirchen“ gezählt zu werden. Als einzige Mitgliedskirche des Ökumenischen Rates in Ungarn und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) sei sie aber nicht anerkannt worden.

Anerkannt wurden 14 als „historisch“ geltende Kirchen. Darunter sind auch drei jüdische Gemeinden. Wer darüber hinaus als Kirche offiziell anerkannt werden will, muss u. a. seit mindestens 20 Jahren in Ungarn bestehen und sich verfassungskonform verhalten. Das neue Gesetz regelt auch den Religionsunterricht an den Schulen. Die Erteilung und Finanzierung des Religionsunterrichts in den staatlichen Schulen wird vom Staat garantiert. Die Kirchen müssen aber für die Religionslehrer sorgen. Vor der Neufassung des Gesetzes war durch eine Erhebung festgestellt worden, dass viele der über 300 registrierten Kirchen und Gemeinschaften nicht mehr existierten. Ungarn hatte nach der politischen Wende 1989 eine im europäischen Vergleich sehr liberale Praxis auf kommunaler Ebene zur Anerkennung von Religionsgemeinschaften eingeführt.

Back