Iraq: Christian Congregations Experiencing Rapid Growth
Irak: Christliche Gemeinden erleben großen Zuspruch
L y o n / B a g d a d (EBPS) – Immer mehr Irakis werden Christen, trotz der täglichen Attentate. Darauf hat ein Delegierter der Baptistengemeinde in Bagdad bei der Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) vom 28. bis 30. September in Lyon hingewiesen. „Die Kirche Jesu Christi wächst“, sagte der 29-jährige. Aus Sicherheitsgründen bat er darum, seine Identität zu schützen. Allein in Bagdad seien in den letzten zwei Jahren 40 evangelikal geprägte Gemeinden neu entstanden. Seine Baptistengemeinde sei in dieser Zeit von 40 auf 250 Mitglieder angewachsen. „Viele sind vor der Gewalt ins Ausland geflohen, sonst wären wir heute schon über 500 Mitglieder“, so der Baptist. Er räumte ein, immer wieder versucht zu sein, ebenfalls „in den Westen zu gehen“. Doch als Christ frage er sich, „was ist der Wille Gottes für mich?“ „Ich glaube, Gott will, dass ich im Irak lebe. Deshalb bin ich hier auch geboren.“ Seine Gemeinde habe in Bagdader Stadtteil Karkh wegen des großen Wachstums inzwischen eine Zweiggemeinde gegründet. Darüber hinaus gebe es fünf Gemeindegründungsinitiativen in Privathäusern. Dass die Zahl der Christen zunehme, hänge auch mit der latenten Bedrohung im Land zusammen: „Die Menschen sind offen für Gott.“
Der Iraker verwies auf ein aktuelles Beispiel aus der vorherigen Woche. Eines der beiden Missionsteams der Baptistengemeinde, das jeden Dienstag Bedürftige und Menschen in Not besuche, sei bei einer muslimischen Familie zu Gast gewesen, deren kleiner Sohn bei einem Attentat lebensgefährlich verletzt worden war. Das Gespräch habe die Familie einerseits getröstet und andererseits das Interesse am christlichen Glauben geweckt. „Gott will weder den Krieg noch die vielen Attentate: Aber er nutzt solche Situationen, um sein Reich zu bauen“, sagte der EBF-Delegierte.
Zugleich zeigte er sich davon überzeugt, dass die Selbstmordattentäter, die sich fast täglich als lebendige Bomben in die Luft sprengen, keine Iraker seien: „Nie würde ein Iraker einem anderen Iraker etwas Böses antun.“ Vielmehr handele es sich um Ausländer, die von terroristischen Organisationen gesteuert werden: „Das sind auch keine Muslime.“ Bei den Attentaten handele es sich auch nicht um religiös motivierte Kämpfe, sondern es gehe um Politik und Einfluss. Da die Christen trotz des Wachstums immer noch eine verschwindend kleine Minderheit im Land seien, seien sie kein vorrangiges Ziel für Attentate. Pressemeldungen, nach denen die Christen im Irak gegenwärtig besonders stark gefährdet seien, wies der Iraker als falsch zurück: „Das stimmt nicht.“
Die Besetzung seines Landes durch die westlichen Truppen sieht er mit gemischten Gefühlen: „Niemand ist froh, wenn in seinem Heimatland fremde Soldaten stationiert sind.“ Zugleich sei die Sicherheitslage noch nicht so, dass die Truppen sofort das Land verlassen sollten, auch wenn er sich persönlich dies wünsche: „Wahrscheinlich müssen sie noch ein oder zwei Jahre bleiben.“