Italy’s Baptists Support Friendship with Sinti and Romani
Italienische Baptisten für Freundschaft mit Sinti und Roma
R o m – Gegen die Ausgrenzung von Sinti und Roma aus der italienischen Gesellschaft hat sich der Bund der Baptistengemeinden in Italien gewandt. Leitende Baptisten, darunter die Präsidentin der Kirche, Anna Maffei (Rom), besuchten mit ihrem „Wohnmobil der Freundschaft“ sechs Sinti- und Roma-Lager in ganz Italien, erkundigten sich nach den Lebensbedingungen der rund 150.000 Angehörigen dieses Volkes in Italien und sicherten ihnen ihre Unterstützung zu. Sinti und Roma lebten für viele Italiener in einer „vergessenen Welt“ und litten unter Vorurteilen, unter Gewalt, Diskriminierung und Rassismus. Nötig seien deshalb verstärkt Begegnungen mit diesen Menschen, um ihnen zu helfen, ihre Lebensverhältnisse zu verbessern. Sie bedauerte auch, dass es weithin in Vergessenheit geraten sei, dass alle Menschen von Gott gleich geschaffen seien. Vorurteile gegenüber Sinti und Roma führten zu Verdächtigungen, Misstrauen, Trennung, Desinteresse, Ungerechtigkeit und Gewalt. „Wir müssen diese perverse Spirale der Ausgrenzung überwinden und bei uns selbst beginnen“, mahnte Anna Maffei.
Schockiert zeigte sich die baptistische Delegation beim Besuch des von der Römischen Stadtverwaltung eingerichteten Sinti- und Roma-Lagers Salone vor den Toren Roms. Es gebe keine öffentlichen Verkehrsmittel zum Lager. Zudem sei es von einem zwei Meter hohen Metallzaun umgeben – mit Sicherheitskräften am Tor. Man habe über zwei Stunden vor dem Tor warten müssen, bevor man das Lager habe besuchen dürfen, heißt es in einem Reisetagebuch. Die Siedlung mit rund 1.000 Bewohnern gelte dennoch als ein besseres Lager. Verzweifelt versuchten die Menschen dort mit ihrer Kultur Normalität zu leben, dennoch handle es sich eher um ein Getto als um ein Dorf.
Beeindruckt zeigten sich die Baptisten dagegen von der Siedlung Il Dado in Turin, die von Angehörigen des Roma-Volkes renoviert worden war. Die Stadtverwaltung hatte ihnen einige völlig abgewirtschaftete Wohnblocks zur Verfügung gestellt, nachdem eine frühere Siedlung für 250 Bewohner abgebrannt war. Heute leben in der Siedlung nicht nur Roma, sondern auch Iraner, Somalier und Italiener. Den Eingang der Siedlung ziert ein Slogan: „Wir verteidigen unsere Träume – und verwirklichen sie“.
Als Zeichen der Freundschaft überreichten Christen aus der Sinti-Gemeinde Marghera bei Venedig der baptistischen Präsidentin eine von ihnen in Leder gebundene Bibel. Weitere Stationen waren Siedlungen bei Florenz, Neapel und Bari.
In Bari nahmen die Baptisten an einem Seminar der örtlichen Pfingstgemeinde zum Thema „Sinti und Roma – die Unbekannten und Ausgeschlossenen“ teil. Die zur Reisedelegation gehörende baptistische Roma, Elena Levak (Venedig), erzählte dabei von ihren Erfahrungen. Sie sei arbeitslos. Wenn sie aber in einem Vorstellungsgespräch erwähne, dass sie „eine Zigeunerin“ sei, sei das Gespräch meist sofort beendet. “Ich werde verurteilt, ich muss meine Identität verbergen“, fasste sie ihre Erfahrungen zusammen. Ganz anders sei es im christlichen Glauben. Sie wisse sich umfassend von Gott angenommen. Ihr Rat: Jeder Mensch sollte als Individuum von anderen beurteilt werden und nicht aufgrund seiner Volkszugehörigkeit.
Das „Wohnmobil der Freundschaft“ war in Kooperation mit der Abteilung für Flüchtlinge und Migranten der Vereinigung der evangelischen Kirchen in Italien unterwegs. Anlass war auch das Jahr der Europäischen Kirchen für Migration 2010. Zum italienischen Baptistenbund gehören 117 Gemeinden mit etwa 6.300 Mitgliedern.