Lebanon: Baptists in struggle against poverty
Libanon: Baptisten im Kampf gegen die Armut
B e i r u t – Mit landesweit beachteten Initiativen engagieren sich die Baptisten im Libanon gegen die Armut. Was getan wird, davon konnte sich der deutsche Baptistenpastor Frank Wegen (Erlangen), Mitglied des Komitees des Hilfswerks German Baptist Aid (Elstal bei Berlin), bei einem Besuch im Land überzeugen. Höhepunkt war die Präsentation einer Studie zur Armut in der Amerikanischen Universität von Beirut. Autoren der Untersuchung „Formen der Armut – Das menschliche Gesicht der Armut im Libanon“ sind Rupen Das und Julie Davidson. Das ist Direkter der Abteilung Gemeinschaftspflege in der baptistisch geprägten Libanesischen Gesellschaft für Ausbildung und Soziale Entwicklung. In dem Buch werden in Interviews 200 Libanesen vorgestellt, die in Armut leben. Bei der Vorstellung des Buches wies Das darauf hin, dass die Armut im Libanon auf dem ersten Blick häufig nicht sichtbar sei. Doch 28,5 Prozent der rund vier Millionen Einwohner des Landes seien arm – davon acht Prozent, die in extremer Armut lebten. So gebe es Orte im Land, die bis heute über keinen Stromanschluss verfügten, etwa in Mereh in der nördlichen Provinz Akkar. Dazu heißt es im Buch: „Die Hühnerfarmen haben Strom, wir nicht. Denen wird mehr geholfen als uns.“ Die Studie wurde von dem Hilfswerk World Vision und dem Missionswerk Canadian Baptist Ministries finanziell gefördert. Unter den Gästen bei der Buchvorstellung war auch Sozialminister Wael Abu Faour. Er versprach, dass sich die Regierung verstärkt nun darum kümmern wolle, die Menschenrechte der armen Bevölkerung zu sichern. Und er räumte ein, dass man in der Vergangenheit mitunter „das Gespür für Menschlichkeit“ verloren habe. Über die Veranstaltung berichteten mehrere Fernsehsender, Radiostationen und Zeitungen.
Wie die Baptisten konkret Armen helfen, davon überzeugte sich Frank Wegen gemeinsam mit dem Generalsekretär des libanesischen Baptistenbundes, Shadi Saad, bei einer Reise in den Norden des Landes. In Sichtweise der Grenze zum Nachbarland Syrien hatten die Baptisten Familien unterstützt, die Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hatten, unter anderem mit Lebensmittelpaketen, Medikamenten und Kleidung. „Die Flüchtlinge sind vielfach weitergezogen, aber zu den muslimischen Familien sind viele Kontakte erhalten geblieben“, erläuterte Wegen. Shadi Saad erklärte, dass diese Familien weiter regelmäßig besucht würden: „Es ist eine große Offenheit für das Evangelium da.“ Die nördliche Provinz Akkar ist das Armenhaus des Libanon. 30,5 % der Bevölkerung sind Analphabeten. Beeindruckt war Frank Wegen von einem Besuch im Haus von zwei sunnitischen Brüdern: „Der ältere der beiden ist 93 Jahre alt, hat eine Frau und fünf Söhne, von denen vier anwesend waren. Der jüngere ist 81 Jahre alt, hat zwei Frauen und 21 Kinder, von denen das jüngste gerade mal 12 Monate alt ist. Das Wohnzimmer besteht aus Polstern auf dem Boden an den Wänden entlang, Teppichen, in der Mitte ein Ofen – und einem Fernseher. Ab und zu hörten wir die Kühe muhen, Stall und Küche sind gleich nebenan.“ Einer der Söhne habe sich bei Shadi Saad für ein christliches Buch bedankt, das er bei einem der letzten Besuche erhalten habe. Es habe ihn sehr bewegt. Später seien noch zwei Gemeindemitglieder einer nahegelegenen Baptistengemeinde vorbei gekommen, die diese Familie regelmäßig besuchten. Jeder habe etwas von sich und seinem Glauben erzählt. Am Ende hätten alle Christen für die Anliegen der muslimischen Gastgeber gebetet, während draußen der Gebetsruf des Muezzins erklungen sei.
Weil es in der Provinz Akkar die landesweit geringste Rate von Kindern mit einem Schulabschluss gebe, haben die Baptisten ein Förderprogramm ins Leben gerufen. Den Kindern wird nicht nur bei den Hausaufgaben geholfen, sondern sie werden auch intensiv begleitet, damit sie den Schulabschluss schaffen und einen Beruf erlernen können. Auch ihre Eltern werden betreut. „Ein Team aus drei Lehrern und mehreren Ehrenamtlichen steht in den Startlöchern“, so Frank Wegen. German Baptist Aid unterstützt dieses Projekt. „Ich bin sehr beeindruckt, mit welcher Leidenschaft sich die libanesischen Baptisten in der Gesellschaft engagieren und tatsächlich Salz und Licht sind, das gesehen wird“, hält er in seinem Fazit fest.