Making God’s love for mankind practical
Wie Gottes Liebe zu den Menschen praktisch werden kann
P r a g – Die Europäische Baptistische Föderation (EBF) will die über 13.000 Gemeinden in ihren 58 Mitgliedsbünden ermutigen, stärker soziale Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. Zu einem ersten Meinungsaustausch darüber trafen sich 28 Teilnehmer aus 20 EBF-Mitgliedsbünden vom 11. bis 14. Januar in Prag auf dem Gelände des Europäischen Baptistischen Theologischen Seminars (IBTS) bei einer Konferenz unter dem Motto „Kirche und soziale Verantwortung“. Der Präsident des rumänischen Baptistenbundes, Otniel Bunaciu (Bukarest), unterstrich in seinen Andachten die geistliche Notwendigkeit für ein solches ganzheitliches Handeln. Beim Bau des Reiches Gottes gehe es nicht nur darum, den Missionsbefehl Jesu Christi umzusetzen, sondern auch das Gebot der Nächstenliebe. Er kritisierte, dass viele Gemeinden allein den geistlichen Weg gewählt hätten, aber praktische Taten der Nächstenliebe vermissen ließen. Dabei mache die Bibel deutlich, dass Gott solches Tun wünsche. Christen sollten aber nicht aus einem Pflichtgefühl heraus handeln, sondern Triebfeder müsse Gottes Liebe zu den Menschen sein. Nach den Worten von Bunaciu könne es auch nicht darum gehen, durch solche soziale Aktionen neue Mitglieder zu gewinnen, sondern sie hätten ihren Sinn in sich selbst. Und wenn tatsächlich durch solche Aktionen neue Gemeindemitglieder erreicht würden, sollten sie motiviert werden, selber wieder für andere tätig zu werden. Zum Bau des Reiches Gottes gehöre ein anhaltendes theologisches Nachdenken in den Kirchen, die Verkündigung der guten Nachricht sowie praktische Aktionen der Nächstenliebe.
Der Entwicklungsexperte Ruben Das vom Hilfswerk Canadien Baptist Ministries gab zahlreiche Praxistipps für den Start karitativer Projekte. Ziel sei dabei nicht das neue Projekt an sich, sondern die positive Veränderung der Lebensverhältnisse jener Menschen, denen geholfen werde: „Wir müssen zuerst herausfinden, wo das Problem liegt.“ Dazu könne man eigene Untersuchungen anstellen oder auf Erkenntnisse der Ortsverwaltungen zurückgreifen.
Beeindruckt zeigten sich die Tagungsteilnehmer, die sich gegenseitig über entsprechende Projekte in ihren Heimatländern informierten, von den karitativen Aktionen im spanischen Baptistenbund. Der hat zur Koordination ein eigenes Hilfswerk ins Leben gerufen, das das rechtliche Dach für alle diese Projekte bildet. So seien auch kleine Gemeinden in der Lage, etwa mit einer Suppenküche zu starten. Diese Projekte erfreuten sich vor Ort eines so guten Rufs, dass vielfach auch Interessenten dort mitarbeiteten, die sonst keine Kontakte zur Gemeinde hätten. Zudem habe der spanische Baptistenbund mit Hilfe dieser Strukturen auch bei größeren Katastrophen, wie etwa dem Erdbeben auf Haiti vor zwei Jahren, effektiv helfen können.
Dass auch erfolgreiche Projekte gefährdet sein könnten, erläuterte der Geschäftsführende Direktor des rumänischen Projektes Ruth, Mihai Ciopasiu (Bukarest). Sein Projekt kümmert sich um Kinder aus armen Familien, die umfassend durch Nachhilfeunterricht, Erziehung und Speisungsprogramme versorgt werden. Je professioneller die Hilfe erfolge, um so größer sei die Gefahr, dass sich das Projekt aus dem Alltag der Gemeinden entferne und unabhängig werde. Bewusst versuche das Projekt Ruth deshalb gerade jetzt die verstärkte Zusammenarbeit mit den Ortsgemeinden im Großraum Bukarest.
Der Teilnehmer aus Turkmenistan zeigte sich so beeindruckt von dem Gehörten, dass er sich auch in seinem Land dafür engagieren will, um ähnliche Projekte zu starten.
Mitveranstalter der Konferenz war das deutsche Hilfswerk German Baptist Aid (GBA), das die Konferenz finanziell und mit Fachwissen unterstützte.