New Missionary Challenges
Neue missionarische Herausforderung
K i e w – Die Mitgliedsstaaten der früheren Sowjetunion stehen missionarisch vor ähnlichen Herausforderungen wie die Länder des Westens. Die Gesellschaft wird zunehmend säkularer, das Interesse am christlichen Glauben geht zurück. Das wurde bei einer Konferenz der (baptistischen) Euro-Asiatischen Föderation mit 1 000 Delegierten vom 17. bis 19. Oktober in Kiew deutlich. Nach dem Zerfall der Sowjetunion war die Föderation vor 20 Jahren gegründet worden. Ihr gehören mit Ausnahme der drei baltischen Staaten zwölf früheren Sowjetrepubliken an. Unter anderem wurde darauf hingewiesen, dass die Baptisten in der Ukraine als mitgliederstärkster Bund in den ersten zehn Jahren nach dem Ende der Sowjetunion ein starkes Gemeindewachstum von 90 000 auf 135 000 Mitglieder erlebt hätten. Doch seitdem stagniere oder schrumpfe der Bund. Dies gelte auch für manche anderen Baptistenbünde der Föderation. Der russische Baptistenbund präsentierte eine Umfrage, wie Menschen heute zum Glauben an Jesus Christus kämen. 70 Prozent seien durch Beziehungen zu Christen gläubig geworden 40 Prozent durch persönliche Krisen, verbunden mit Gotteserfahrungen im Leid; 25 Prozent durch die freundliche Atmosphäre in einer Gemeinde und bis zu 5 Prozent durch besonderes evangelistische Veranstaltungen. Der Präsident des russischen Baptistenbundes, Alexej Smirnov (Moskau), appellierte an die rund 1 000 Delegierten, sich der missionarischen Herausforderung neu zu stellen. Nötig sei es, die Gemeinden als „Licht auf dem Berge“ zu präsentieren und weniger „als Verteidigungsbunker unserer Tradition“. Verschiedene Redner unterstrichen die Bedeutung der theologischen Ausbildung ihrer Pastoren. Sie sei für die Zukunft der Gemeinden sehr wichtig. Zu Zeiten der Sowjetunion waren viele Baptisten Autodidakten, die sich das biblische Verständnis selbst angeeignet hätten. Nach 1991 seien die Gemeinden vielfach durch ausländische Missionare geprägt worden. Heute gebe es in fast allen Ländern der Föderation Seminare und Bibelschulen für die Ausbildung des eigenen theologischen Nachwuchses. Für die Entwicklung einer eigenen geistlichen Identität seien solche Angebote unverzichtbar, hieß es.
Ehrengäste waren unter anderem der Präsident der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF), Hans Guderian (Berlin), und Generalsekretär Tony Peck (Bristol/Prag). Guderian begann seinen Gruß mit einigen russischen Sätzen, die mit starkem Applaus erwidert wurden. Er wies dann darauf hin, dass die Länder der Föderation mit gerade mit seinem Heimatland Deutschland durch eine gemeinsame baptistische Geschichte verbunden seien, da der Gründer des Baptismus in Deutschland, Johann Gerhard Oncken (1800-1884), viele Gemeinden auch im Osten gegründet habe. Zudem seien beide Regionen durch zwei Ideologien jahrzehntelang unterdrückt worden, durch den Nationalsozialismus und den Kommunismus. Und nun ständen beide Regionen gemeinsam vor denselben missionarischen Herausforderungen, nämlich der Postmoderne und der Säkularisierung. Hier müsse man sich gegenseitig unterstützten, um der sich stark verändernden Welt das Evangelium von Jesus Christus zu bezeugen. Peck ermunterte die Delegierten, füreinander im Gebet einzustehen.