New Ways and Great Opportunities for the Gospel

Neue Wege gehen: Große Chancen für das Evangelium

Klaus Rösler - June 20, 2008

P r a g – Obwohl Europa sich in einem weitgreifenden Umbruchprozess befindet, kann man nicht sagen, dass sich der Erdteil in einem nachchristlichen Zeitalter befindet. Eine solche Sicht greift zu kurz. Denn es gibt nach wie vor viele Möglichkeiten, Menschen für den Glauben an Jesus Christus zu interessieren. Darauf wurde auf einer Missionskonferenz der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) vom 11. bis 15. Juni auf dem Campus des Internationalen Baptistischen Theologischen Seminars (IBTS) in Prag hingewiesen. Die Konferenz unter dem Motto „Lebendiges Wasser auf trockenes und durstiges Land“ wandte sich an Missionssekretär und junge Leiter aus den EBF-Mitgliedsbünden. Der Baptistische Weltbund (BWA) hat 20 einigen jungen Theologen aus Osteuropa und dem Nahen Osten die Teilnahme an der Tagung finanziert.

Nach Überzeugung des britischen Missiologen und Beraters verschiedener Missionswerke, Darrell Jackson (Gloucester), gibt es Regionen in Europa, in denen das Christentum große Zustimmung erfährt. Skandinavien sei überwiegend protestantisch geprägt, der Katholizismus habe in Italien und Polen viele Anhänger, das orthodoxe Christentum in Griechenland. Wenn die Frage der Religiosität einer Region allzu sehr vereinfacht werde, begehe man denselben Fehler, wie ihn christliche Missionare im 19. Jahrhundert begangen hätten, als sie nicht nur das Evangelium verbreitet hätten, sondern auch die westliche Kultur und einen westlichen Lebensstil. Die religiöse Landschaft sei komplex. So glaube in Island die Mehrheit der Einwohner an die Existenz von mystischen Gestalten wie Elfen und Gnome; bei einem Aufenthalt in Budapest habe er einen tibetischen Mönch kennen gelernt, der unter erfolgreichen Geschäftsleuten großen Zuspruch gefunden habe, indem er ihnen die Zukunft vorhergesagt habe. Viele Einwanderer in den Ländern Westeuropa seien Muslime oder Hindus – und allen gelte das Evangelium von Jesus Christus. Aufgabe von Christen in dieser Zeit müsse es sein, die gesamte Gesellschaft durch den Glauben positiv zu prägen.

Ähnlich äußerte sich auch der Missionsberater und Gemeindegründer Stuart Murray-Williams (Bristol). Dass Menschen heute an Glaubensfragen nicht interessiert seien, stimme einfach nicht. Wenn man sich auf diese Menschen in einer multireligiösen Gesellschaft einlasse und sie als Freunde gewinne, erlebe man, dass sie auch Interesse am christlichen Glauben zeigten. Murray-Williams warnte vor einer übertriebenen Abgrenzung von den Vertretern anderer Religionen durch Christen. Vielmehr gelte es, gemeinsam mit Angehörigen anderer Religionen das Gute einer Stadt und Gesellschaft zu suchen.

Der Generalsekretär des Kanadischen Baptistischen Dienste, Gary Nelson (Toronto), unterstrich die Notwendigkeit, eine neue Missionsleidenschaft in den europäischen Baptistenbünden zu wecken. Dazu müssten Gemeinde jedoch ihre weltfremden „Inseln“ verlassen. Kritik übte er an Missionsprogrammen und Gemeindebewegungsinitiativen. Sie einen der vergebliche Versuch von Gemeinden, ihr äußeres Erscheinungsbild zu verbessern. Doch nur hin und wieder würden sich nichtgläubige Menschen auf das „christliche Territorium“ verirren. Gemeinden müssten statt dessen ganz neue Wege gehen. Es brauche „Grenzgebiete“, in denen sich Christen und Nichtchristen frei bewegen und begegnen könnten. So könne das Evangelium von Jesus Christus mit seiner gesellschaftsverändernden Kraft wirksam werden. Ortsgemeinden müssten ihre eigene Theologie und eine daraus folgende Gemeindepraxis entwickeln. Nelson sprach zu dem Thema „Eine neue Vision für die Kirche – ein Blick aus Nordamerika“, wobei er Wert auf die Feststellung legte, dass er Kanadier und kein US-Amerikaner sei.

Auf dem Treffen wurden verschiedene Modelle für eine moderne Missionsarbeit in Europa vorgestellt. Beeindruckt waren die mehr als 50 Tagungsteilnehmer besonders von einem Projekt aus Bulgarien. Um die Lebens- und Hygienebedingungen der im Land vielfach diskriminierten Sinti und Roma zu verbessern, haben die Baptisten in der Stadt Berkovitza bei Sofia ein öffentliches Badehaus in ihrem Gemeindezentrum errichtet. Zudem erteilen sie ihnen Unterricht. Der Missionsreferent des deutschen Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Carsten Hokema (Oldenburg), stellte sein auch im Internet vertretenes Projekt „ewigkite.de“ vor. Sein Ziel ist es, als sportbegeisterter Pastor das Leben mit Freunden des Drachensports zu teilen. Als Kontakthilfe setzt er dabei unter anderem auf eine aufblasbare Kirche bei Festivals von Kitern. Anton Suprun stellte seine Gemeinde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew vor, die gute Erfahrungen damit gemacht hat, für Interessenten Wirtschafts- und Englischkurse anzubieten. Weitere Beispiele stammten aus Dänemark, Schottland und Schweden. Bibelarbeiten hielten der frühere BWA-Evangelisationsdirektor Tony Cupit, der derzeit für die „Living Water“-Konferenzen des Baptistischen Weltbundes verantwortlich ist, der Generalsekretär der Baptisten in Moldawien, Valeriu Ghiletchi, und der Missiologiedozent am IBTS, Peter Penner.

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