Passing Through an „Exhibit Happening“with Tears in One’s Eyes

Mit Tränen in den Augen durch die Erlebnisausstellung

Klaus Rösler - April 22, 2010

Kassel – In Deutschland finden in der Zeit um Ostern evangelistische Erlebnisausstellungen vor allem in freikirchlichen Gemeinden großen Zuspruch. In diesen „Ostergärten“ können die Besucher mit allen Sinnen die Stationen des Leidensweges Jesu nacherleben. Sie hören dabei auch von der Auferstehungshoffnung des christlichen Glaubens. Für die meisten ist ein Besuch in so einem Ostergarten eine tiefgreifende Erfahrung. Der erste Ostergarten wurde vor zehn Jahren eröffnet. Als Erfinder gilt der evangelische Gemeindediakon Lutz Barth (Linkenheim bei Karlsruhe), der inzwischen auch ähnliche Ausstellung unter dem Motto „Lebendige Krippe“ zu Weihnachten und allgemein zum Leben nach dem Tod „Hoffnung für die letzte Reise“ entwickelt hat. In diesem Jahr gab es bundesweit rund 100 Ostergärten, davon zehn in deutschen Baptistengemeinden. Die Gemeinden sind von den Reaktionen darauf tief berührt, ergab eine Umfrage des EBPS. Überall haben diese Ostergärten ein verstärktes Nachfragen nach dem Hintergrund des christlichen Glaubens ausgelöst.

In der Gemeinde Berlin-Charlottenburg wurden an den zehn Öffnungstagen 1.200 Besucher gezählt, vor allem Schulklassen. „Viele Besucher verließen die Ausstellung mit Tränen in den Augen“, hat Pastor Hendrik Kissel beobachtet. Auch Lehrer seien begeistert gewesen. In einem Fall habe eine Lehrerin ihn verzweifelt abends angerufen und erklärt, dass ihre Klasse die gebuchte Führung absagen müsse, weil sie überraschend am nächsten Tag verhindert sei. Kissel organisierte daraufhin kurzfristig einen Betreuungsdienst, der die Klasse in Kreuzberg abholte.

In Gütersloh wurden 1.700 Besucher gezählt. Eine Besucherin hat sich anschließend zum Glaubenskurs angemeldet, freut sich Gemeindepastor Hans-Günter Simon. Wiederholt hat er beobachtet, dass zunächst die Kinder im Rahmen eines Klassenbesuchs vorbei geschaut haben. Später sind sie dann mit ihren Eltern wieder gekommen. Sehr positiv sei der Ostergarten auch von der Gemeinde aufgenommen worden. 60 Freunde und Gemeindemitglieder hätten sich mit Begeisterung engagiert. Fest stehe schon jetzt, dass man im kommenden Jahr eine Neuauflage plane, so Hans-Günter Simon.

In Gifhorn organisierte ein Hauskreis den Ostergarten, der zum fünften Mal im Gemeindezentrum aufgebaut worden war. 2.100 Besucher wurden gezählt, 500 mehr als beim letzten Mal. Zwischen zwei und zehn Gemeindemitglieder trafen sich dreimal täglich zum Gebet, um für Gebetsanliegen zu beten, die von Besuchern aufgeschrieben worden waren. „Hier wurde etwas gesät“, so die Gemeinde.

In den kleinen Gemeinden Heide und Schleswig wurden in drei Wochen insgesamt 3.000 Besucher gezählt, darunter viele Kindergärten, Schulklassen und Konfirmandengruppen, aber auch die Landfrauen, Sportgruppen und ein Gesprächsgruppe verwaister Eltern. Seit 2006 führen beide Gemeinden den Ostergarten durch. Dabei stellen sie fest, dass die Zahl der Besucher von Jahr zu Jahr wächst, wie Pastor Matthias Lange beobachtet hat. Eine Lehrerin, die mit ihrer Schulklasse den Ostergarten besucht hatte, vereinbarte spontan sogar eine Führung für ihre Geburtstagsgesellschaft.

In Detmold war der Ostergarten vier Wochen lang geöffnet. 22 Schulklassen schauten vorbei. Insgesamt waren es 2.278 Besucher, zählte Pastor Maik Berghaus. Ein Ostergarten sei nicht nur eine evangelistische Veranstaltung, sondern er erfülle auch einen Bildungsauftrag. So bekannte eine Besucherin ihm gegenüber: „Jetzt habe ich zum ersten Mal verstanden, warum Jesus sterben musste und wie das damals so alles war.“
In Offenburg wurden in den zwei Wochen des Ostergartens etwa 50 Schul- , Kommunion-, Konfirmanden- und Kindergartengruppen gezählt – neben vielen Einzelgästen. „Der Ostergarten erwies sich auch dieses Mal wieder als hervorragende Möglichkeit, Menschen mit dem Evangelium und unserer Gemeinde am Ort bekannt zu machen“, freut sich Pastor Hermann Hemmes. Der hohe Aufwand an Zeit und Energie habe sich gelohnt.

Die Gemeinde Hassenhausen bei Marburg lud in diesen Jahr zum zweiten Mal zu einem Ostergarten ein. 2.900 Menschen schauten vorbei, darunter 15 Kindergartengruppen, drei Senioren- und drei Sportgruppen und neun Gruppen aus sozialen Einrichtungen. Zum Abschluss des Ostergarten lud die Gemeinde zu einem Osterfeuer ein. Für eine Landgemeinde sei ein Ostergarten „eine zeitgemäße Form der Verkündigung“, teilte die Gemeinde mit.

Die Gemeinde Ennepetal hatte bereits zum fünften Mal zum Ostergarten eingeladen. „Wir sind nach wie vor begeistert von dem Konzept“, freut sich Rolf Bärenfänger vom Organisationskreis. Für den Ostergarten ließ die Gemeinde sogar an zwei Sonntagen den Gottesdienst ausfallen. Insgesamt 2.000 Besucher waren zu Gast, darunter 60 Prozent Kinder- und Jugendliche.

Wegen der großen Resonanz wurde in Ascherleben der Ostergarten um eine ganze Woche verlängert. Auch nach Ostern stoße die christliche Botschaft auf breites Interesse, hat Gemeindepastor Martin Kölli festgestellt. Insgesamt wurden rund 1.800 Besucher gezählt, darunter 39 Schulklassen und 17 Gemeindegruppen aus ganz Sachsen-Anhalt sowie 20 andere Gruppen. Das Projekt habe die 70 Mitarbeiter aus der Gemeinde zusammengeschweißt. Anders als andernorts wurde in Aschersleben kein Eintritt verlangt. Das Bild von der Stadt Jerusalem stellten zehn Maler unter der Anleitung eines Kunstmalers her. In den Auferstehungsgarten wurden 10 Tonnen Sand und mehrere Tonnen Felsbrocken eingearbeitet. Der Garten und andere Teile der Ausstellung wurden nach den Worten von Martin Kölli von Studenten der Hochschule Anhalt unter der Leitung von Prof. Wolfram Kircher geplant. Der Hochschuldozent habe zahlreiche Studenten selber durch die Ausstellung geführt, unter anderem eine Gruppe aus China. Berührt ist Kölli von der Reaktion einer Ethiklehrerin. Sie weinte im Auferstehungsgarten und sagte ihm: „Oft habe ich darüber im Unterricht gesprochen, heute habe ich ein Schlüsselerlebnis gehabt"!
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