Prostitutes - „God’s Beloved Daughters“

Prostituierte - „Die geliebten Töchter Gottes“

Klaus Rösler - September 29, 2005

P r a g – Jeden Freitagabend startet in Prag auf dem Gelände des Europäischen Baptistischen Zentrums eine ungewöhnliche Prozession: Unter Leitung der diesjährigen Trägerin des Menschenrechtspreises des Baptistischen Weltbundes (BWA), Lauran Bethell, ziehen zwischen zwei und 15 Teilnehmer – vor allem Frauen – betend in die Innenstadt, um den Kontakt zu den dort auf dem Straßenstrich arbeitenden Prostituierten zu suchen. Den Weg in die Innenstadt überbrücken sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Seit zweieinhalb Jahren engagiert sich die Amerikanerin für die überwiegend aus Ländern des früheren Ostblocks stammenden Prostituierten, die teilweise gegen ihren Willen gezwungen werden, Sex gegen Geld anzubieten. Wie Bethell jetzt den 130 Teilnehmern der Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) in Prag sagte, sei es bereits zu vielfältigen Begegnungen gekommen. „Wir wollen den Frauen zeigen: Ihr seid die geliebten Töchter Gottes“, so Bethell. Inzwischen habe „Gott an den Herzen der Frauen gearbeitet“ und es seien einige freundschaftliche Beziehungen entstanden. Manche Prostituierten ließen sich sogar in den baptistischen Gottesdienst einladen. Die Christen begleiten die Frauen nicht nur mit ihren Gebeten, sondern machen ihnen hin und wieder auch kleinere Geschenke. Im Winter bringen sie oft eine wärmende Suppe mit. Inzwischen, so Bethell, erwarteten manche der Prostituierten bereits an jedem Freitagabend zwischen 21 und 23 Uhr den Besuch der Christen. Bethell ermutigte die EBF-Ratsmitglieder, am Gebetsmarsch teilzunehmen – und 15 ließen sich einladen. Darunter war auch BWA-Präsident David Coffey, der eine Prostituierte in den Arm nahm, um für sie zu beten.

Die Gebetswanderer beten nicht nur leise und anonym für die Frauen, sondern - wo es gewünscht wird – umarmen sie sie und beteten laut vor Ort mit ihnen. Bethell ermutigte die Tagungsteilnehmer, ähnliche Gebetswanderungen auch in anderen Großstädten anzubieten. Es dauere einige Zeit, bis man das Vertrauen der Prostituierten gewonnen habe, doch auch sie müssten von der Liebe Gottes zu ihnen erfahren. Bethell hat in den vergangenen 14 Jahren ein Haus für missbrauchte Frauen in Thailand geleitet. In Prag ist sie im Auftrag der Internationalen Arbeit der Amerikanischen Baptisten (ABC) als Beraterin in Fragen des Frauenhandels und sexueller Ausbeutung tätig.

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