B r j a n s k – Zum Leben als Christ gehören froh machende, aber auch schwere Erfahrungen dazu. Das wurde bei einem baptistischen Kongress in Brjansk in Südrussland deutlich. Das Treffen unter dem Motto „Wirkliches Leben – Wir sind erwählt und gesandt, um zu gehen und Frucht zu tragen“ vom 26. bis 29. Juli war mit rund 4.000 überwiegend jungen Besuchern der größte baptistische Kongress in Russland. Nach einen Aufruf zur Entscheidung hin kamen Hunderte junge und alte Menschen nach vorn, um Jesus erstmals oder neu ihr Leben zu übergeben. Während einer Plenumsdiskussion berichtete der neu gewählte Bürgermeister der russischen Autostadt Togliatti, der Baptist Sergei Andrejew, über sein christliches und politisches Engagement. Mit ihm wurde zum ersten Mal seit der Zarenzeit ein Protestant in eine führende politische Position Russlands gewählt.

Hauptredner waren unter anderem der Vizepräsident des ukrainischen Baptistenbundes, Igor Bandura (Odessa), und der brasilianische Erweckungsprediger Wander Gomez (Rio de Janeiro).

Der Präsident der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF), Hans Guderian (Dallgow bei Berlin), ging in seinem Grußwort auf die Lage der bedrängten Christen im Nahen Osten und auf das Miteinander zwischen Ost und West innerhalb der EBF ein. In einem sehr persönlichen Schlusswort sprach er überraschend eine Bitte um Verzeihung aus: „Viele hier in Russland verbinden mit dem Namen Guderian die Erinnerung an den Panzergeneral Heinz Guderian und an den verheerenden unseligen Russlandfeldzug der deutschen Wehrmacht. Als Angehöriger unserer Familie erweise ich meinen Respekt angesichts der vielen Opfer, des Leides und des unschuldig vergossenen Blutes und beuge mich vor Gott und bitte um Vergebung.“ Seine Worte erreichten offenbar die Herzen der Zuhörer. Denn fast alle erhoben sich während seiner Ansprache schweigend von ihren Plätzen. Anschließend dankten ihm viele für seine Worte, die sie als wohltuend und ehrlich empfunden hätten. Der Panzergeneral war ein entfernter Verwandter von Hans Guderian.

Zum Programm des Kongresses im Stil eines großen Familienfestes gehörten neben der Beschäftigung mit dem Thema „Mission“ ein Kinderfest, ein Jugend-Festival, Konzerte, Seminare, Sport, Spiel und bis zu vierstündige Morgen- und Abendgottesdienste. Es gab Musik in einer großen Bandbreite: von Rock und Pop über Volksmusikgruppen, von Blechbläsern über Balalaika-Ensembles bis zu großen Chören und ganzen Symphonie-Orchestern. Den Abschlussgottesdienst gestalteten Orchester und Solistinnen der Staatsopern in St. Petersburg und Moskau mit. Die Abendmahlsfeier wurde untermalt von klassischer Musik unter anderem von Sergei Rachmaninow.

Der Kongress findet alle vier Jahre auf dem Freizeitgelände Majak in der Nähe von Brjansk statt. Auf dem etwa 10 Hektar großen Gelände wollen Familien sowie Jugend- und Gemeindegruppen in Zelten.