Say Something! On Starting a Conversation about Faith

Sag’ was. Den Glauben zur Sprache bringen

Klaus Rösler - February 14, 2011

Schmitten – Wie redet man so über den Glauben an Jesus Christus, dass Menschen sich angesprochen fühlen? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Tagung des Dienstbereichs Mission des deutschen Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden zum Jahresanfang in Schmitten-Dorfweil (Taunus) bei Frankfurt am Main. In vielen Gemeinden herrscht „eine gewisse Sprachlosigkeit über den Glauben“, hat der Leiter des Dienstbereichs, Christoph Stiba (Elstal bei Berlin), bei Gemeindebesuchen festgestellt. Auch Umfragen der Landesverbände der Freikirche zeigten ähnliche Ergebnisse. Deshalb sei es nötig, die Sprach- und Kommunikationsfähigkeit wieder zu gewinnen. Denn andernfalls seien missionarische Bemühungen der Gemeinden aussichtlos, sagte Stiba dem EBPS am Rande der „Impulstagung Mission 2011: Sag’ was! Den Glauben zur Sprache bringen. Mit dem Treffen wolle man Anregungen weitergeben, damit das Reden über den Glauben wieder gelingt: „Wir brauchen keine Angst davor zu haben, Jesus den Menschen vor Augen zu malen.“

Damit die Kommunikation funktionieren kann, sei es am wichtigsten, sein Gegenüber zu kennen, wertzuschätzen und zu lieben, riet der Direktor von ERF Medien und Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Jürgen Werth (Wetzlar), den 70 Teilnehmern der Tagung. Ob jemand erfolgreich kommuniziere, hänge zu 85 Prozent von seiner Persönlichkeit ab und nur zu 15 Prozent von seinem Fachwissen. Werth machte den Zuhörer Mut, auf frommes Vokabular im Gespräch im christlichen Glauben zu verzichten und zu versuchen, den Glauben auch „in anderen Bildern“ auszudrücken, um verstanden zu werden: „Wir müssen uns plagen.“ Doch zugleich räumte er auch ein, dass sich das Heilige „nur sehr bedingt in der Alltagssprache ausdrücken“ lasse: „Die Bibel bleibt die Bibel. Manches kann ich nicht übertragen in eine Sprache, die sich über Twitter veröffentlichen lässt.“ Laut Werth gibt es in der Bevölkerung eines Sehnsucht nach dem Heiligen. Dies zeige sich etwa darin, wenn Jugendliche dem Papst zujubelten, und darin, dass auch die Orthodoxie auf viele Menschen eine Faszination ausübe. In der Aussprache wandte sicht Werth auch dagegen, als Christen Nichtchristen „eine heile Welt“ vorzuspielen: „Es stimmt doch auch nicht: Wir haben kein Problem der Welt wirklich gelöst.“ Statt dessen solle man auch mit Nichtchristen offen und ehrlich über Sorgen und Probleme reden.

Die Referentin für Evangelisation der rheinischen Kirche, Christina Brudereck (Essen), wies darauf hin, dass viele Menschen heute eine Sehnsucht nach dem Heiligen in sich trügen, aber keine Erwartungen an das Christentum hätten. Christen müssten „diese Suchbewegung der Herzen“ verstehen, die sich auch darin zeigte, dass Engel, Elfen und Rosenkränze Hochkonjunktur hätten und man sogar im Fernsehen über das Gebet sprechen könne. Nötig sei „eine Evangelisation im Dialog“, wies sie sagte, mit Respekt für andere Glaubenstraditionen, gegen christlichen Triumphalismus, für Irrtumsfähigkeit, auch für Humor. Sie kritisierte ferner eine fromme Sprache, die außerhalb der Kirchen nicht verstanden wird. Das zeigte sie am Beispiel des Textes aus dem Anbetungslied „Würdig ist das Lamm auf dem Thron“. Eine solche Aussage werde heute nicht verstanden. Sie sei „komisch bis absurd“: „Ein Schaf auf dem Stuhl.“ Der Text sei „antik bis nachsintflutlich“, aber trotzdem wahr. Damit er verstanden wird, müsse eine Extraleistung erbracht werden. Sie verwies darauf, dass auch der US-amerikanische Bürgerrechtler und Baptistenpastor Martin-Luther King (1929-1968) immer wieder darauf hingewiesen, dass „es eine Kraft gibt im Blut des Lammes“. Er habe diese Kraft selber ausgestrahlt, die ohne Gewalt überwältigend sei. 

Der Leiter des Instituts für Mitarbeiter- und Gemeindeentwicklung des BEFG, Oliver Pilnei, wandte sich gegen ein „klischeehaftes Verständnis von Bekehrung“. Es könne bis zu 12 Jahre dauern, bis ein Mensch nach einem ersten Impuls Christ werde, sagte er unter Hinweis auf die Studie „Wie finden Erwachsene zum Glauben?“ der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald. Erstaunlich sei für ihn auch, dass die Studie gezeigt habe, dass 87 Prozent den traditionellen und nicht den alternativen, modernen Gottesdienst für bedeutsam hielten. In der kontroversen Diskussion wurde auch davor gewarnt, als Christen den Inhalt zu verlieren, wenn man sich der Gesellschaft zu sehr anpasse.

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