Tajik Baptists Facing Major Challenges
Baptisten in Tadschikistan vor großen Herausforderungen
D u s c h a n b e / P r a g – Als „vergessene Ecke in Zentralasien“ hat der Generalsekretär der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF), Dr. Tony Peck (Prag), Tadschikistan bezeichnet. Die frühere Sowjetrepublik sei eines der ärmsten Länder der Erde. 64 Prozent der 6,6 Millionen Einwohner lebten unterhalb der offiziellen Armutsgrenze der Weltbank. Ihnen stehe weniger als 1,65 Euro pro Tag zur Verfügung. Die Wirtschaft des Landes sei auf demselben Niveau wie die von Eritrea, schreibt Peck in einem Reisebericht. Er hatte vor kurzem gemeinsam mit dem EBF-Präsidenten, dem Esten Helari Puu (Tallinn), die Baptisten in Tadschikistan besucht. Dabei wurde die EBF-Delegation gemeinsam mit Vertretern der einheimischen Baptisten erstmals im Kultusministerium empfangen. Peck bewertete es als kleinen Fortschritt, dass die einheimischen Baptisten dort ihre Anliegen dem stellvertretenden Kultusminister direkt zu Gehör bringen konnten. Das Land ist stark muslimisch geprägt: 97 Prozent aller Einwohner sind Muslime.
Die Baptisten leben vor allem in der Hauptstadt Duschanbe. Die Gemeinde dort hat rund 1.000 Mitglieder. Nach Angaben des Präsidenten des nationalen Baptistenbundes, Alexander Vervai, habe er die Gemeinde und den Baptistenbund nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nach 1990 „fast von Null wieder aufbauen müssen“. Zuvor hätten vor allem Russen und die Nachkommen deutscher Auswanderer zu den Baptistengemeinden des Landes gehört. Sie seien entweder nach Russland oder Deutschland zurückgekehrt. Die Gemeinde habe inzwischen 20 Missionsstationen gegründet, darunter auch einige unter Tadschiken. Das Verhältnis zwischen einheimischen und russischen Baptisten sei nicht gänzlich spannungsfrei, doch gebe es zahlreiche hoffnungsvolle Aufbrüche, stellte Peck fest.
Er vereinbarte mit Vervai, ein Gemeindegründungsprojekt im Rahmen des EBF-Missionsprojektes IMP (Indigenous Missionary Project) zur Gründung einheimischer Gemeinden zu unterstützen. Baptisten in der Schweiz haben die finanzielle Hilfe dafür bereits zugesagt. Vervai konfrontierte Peck ferner mit dem Wunsch des Baptistenbundes, zur Ausbildung des Theologennachwuchses ein eigenes Theologisches Seminar zu betreiben. Obwohl das überkonfessionelle Missionswerk Slawische Gospel Vereinigung dem Anliegen seine Unterstützung bereits zugesagt hat, sprach sich Peck statt dessen für eine Kooperation mit anderen evangelikalen Christen aus. Er habe bei seinem Besuch hoch qualifizierte evangelikale Missionare kennen gelernt, die sich für ein überkonfessionelles Theologisches Seminar engagierten. Nach Einschätzung von Peck sei ein Bund mit 1.000 Mitgliedern mit dem Betrieb einer theologischen Ausbildungsstätte überfordert.
Die Gemeinde betreibt bereits einen Kindergarten und eine umfangreiche Arbeit unter Strafgefangenen. Unter anderem unterhält sie ein Rehabilitationszentrum zur gesellschaftlichen Eingliederung von Frauen nach einem Gefängnisaufenthalt. Gemeinsam mit anderen evangelikalen Christen betreiben die Baptisten darüber hinaus einen christlichen Buchladen in der Hauptstadt. Im Land leben rund 230.000 Christen.