Unusual Trend in Hungary: More than Expected Regard Themselves Baptists

Ungewöhnlicher Trend in Ungarn: Viele fühlen sich den Baptisten zugehörig

Klaus Rösler - November 22, 2005

B u d a p e s t  – Die aktive Medienarbeit der Baptisten in Ungarn hat offenbar dazu beigetragen, dass viele Menschen sich den Baptisten zugehörig fühlen, obwohl sie gar keine Gemeindemitglieder sind. Darauf hat jetzt der Präsident des ungarischen Baptistenbundes, Dr. Kalman Meszaros (Budapest), gegenüber dem Europäischen Baptistischen Pressedienst EBPS hingewiesen. So hätten sich bei der jüngsten Volkszählung 18.000 Ungarn als „Baptisten“ bezeichnet, obwohl der Bund der Baptistengemeinden in Ungarn nur etwa 12.000 Mitglieder in 330 Gemeinden hat. Nun sei man auf der Suche nach „diesen verlorenen Schafen“. Seit der politischen Wende im Ostblock sind die Baptisten nach den Worten von Meszaros mit eigenen Sendungen regelmäßig im Radio und Fernsehen zu hören. Über die Hilfswerk des ungarischen Baptistenbund, Hungarian Baptist Aid, berichteten alle Medien ausführlich. Es gebe weltweit kaum eine Krise oder Naturkatastrophe, in deren Umfeld die ungarischen Nothelfer nicht aktiv würden.

Die Zustimmung zu den Baptisten zeige sich auch beim Steueraufkommen. Wie Meszaros erläuterte, sieht es der ungarische Gesetzgeber vor, dass ein Prozent aller bereits geleisteten Steuern im Nachhinein für kirchliche Zwecke bestimmt werden können. Auf diese Weise seien die Steuereinnahmen im letzten Jahr um 30 Prozent von 18 auf 25 Millionen Forint (rund 100.000 Euro) gewachsen. Alle anderen Kirchen hätten dagegen Einnahmenverluste hinnehmen müssen.

Als vordringlich bezeichnete Meszaros die Gründung neuer Gemeinden. Hier hoffe man auf Unterstützung aus dem Ausland, um der großen Herausforderung wirkungsvoll begegnen zu können. In zwei Drittel aller Städte Ungarn gebe es noch keine Baptistengemeinde. Die missionarische Herausforderung sei immens. Um so mehr freue man sich, dass es seit dem Niedergang des Kommunismus gelungen sei, in Transdanubien, dem Gebiet entlang der Donau zwischen Budapest und Österreich, in den letzten Jahren 16 neue Gemeinde zu gründen. Als einzige Kirche in Ungarn sei man auch unter der ethnischen Minderheit der Sinti- und Roma aktiv. Dort habe man 25 Gemeinden gründet. Die rund 800.000 Angehörigen dieses Volkes bildeten die unterste gesellschaftliche Schicht im Land: „Das sind die ärmsten Leute mit den schlechtesten Schulen.“

Als eine große gesellschaftliche Herausforderung bezeichnete Meszaros den „praktischen Atheismus“ im Land. Die meisten Menschen interessierten sich nicht für Glaubensfragen, sondern nur noch für einen konsumorientierten Lebensstil. Zu kommunistischen Zeiten seien die Verhältnisse für die Baptisten einfacher zu überschauen gewesen. „Früher war unser Feind der theoretische Atheismus.“ Mit dem hätten die Gemeinden nichts zu tun gehabt. Doch der Materialismus habe inzwischen einen immer größeren Einfluss auch auf die Baptisten: „Unsere Gemeinden kommen viel schwerer mit dieser Herausforderung zurecht.“ Für Meszaros ist klar: „Der praktische Atheismus ist genau so ein Feind der Spiritualität wie der theoretische Atheismus.“ 

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