Uzbekistan: Improvements in freedom of worship?
Usbekistan: Verbesserungen bei der Religionsfreiheit?
N a z a r e t h / T a s c h k e n t – In Usbekistan scheint es eine kleine Chance auf Verbesserungen bei der Religionsfreiheit zu geben. Diesen Eindruck gewann eine gemeinsame Delegation des Baptistischen Weltbundes (BWA) und der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) bei einem Besuch vom 8. bis 12. September in dem zentralasiatischen Land. Zu der dreiköpfigen Delegation gehörten der Direktor der Abteilung für Frieden und Gerechtigkeit des Baptistischen Weltbundes (BWA), Raimundo Barreto (Falls Church bei Washington), der EBF-Beauftragte für Religionsfreiheit, Christer Daelander (Stockholm) und der ukrainische Parlamentarier Pavlo Unguryan (Kiew), der auch die Jugendarbeit der Baptisten in der Ukraine leitet. Die Baptisten kamen unter anderem mit Vertretern des staatlichen Komitees für Religionsfragen, Vertretern der usbekischen Bibelgesellschaft sowie der Baptisten, Pfingstler und Russisch-Orthodoxen Kirche zusammen. Wie Daelander dem vom 21. bis 24. September in Nazareth/Israel tagenden EBF-Rat berichtete, habe man dem Komitee keine Liste von Verstößen der Behörden gegen die Religionsfreiheit übergeben, sondern statt dessen versucht, im Dialog möglichst viele Einschränkungen der Religionsfreiheit auszuräumen. Dabei seien vereinzelt Erfolge erzielt worden.
So sagte der Leiter des Komitees, Behzod M. Kadyrov, seine Unterstützung zu, der zweiten Baptistengemeinde von Taschkent zu helfen, ihre beschlagnahmte Bibliothek wiederzuerlangen. Bei einer Überprüfung im April waren in dieser russisch-sprachigen Gemeinden Bibeln in usbekischer Sprache gefunden worden, die sie nicht hätte besitzen dürfen. Nur registrierten usbekischen Gemeinden ist der Besitz usbekischer Literatur erlaubt. Daraufhin war die gesamte 53.000 Bücher zählende christliche Bibliothek der Gemeinde beschlagnahmt worden. Vier leitende Mitarbeiter waren zu einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 10.000 US-Dollar verurteilt worden. Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt in dem Land bei etwa 250 US-Dollar. Die Baptisten weigerten sich jedoch, die Strafe zu bezahlen und gingen in Berufung, wo sie jedoch unterlagen. Nun wollen sie ihren Fall vor das oberste Gericht des Landes bringen. Auch die Bankkonten der Gemeinde wurden eingefroren.
Kadyrov versprach, dass die Baptisten auch künftig wieder Freizeitlager für Kinder organisieren können, wenn sie dabei die Hygienevorschriften beachten. Im Jahr 2009 war ein Kinderlager der Baptisten geschlossen worden, weil es angeblich gegen solche Vorschriften verstoßen hatte. In den Medien waren daraufhin schwere Vorwürfe gegen die Baptisten erhoben worden, dass sie etwa Kinder einer christlichen Gehirnwäsche unterziehen würden. Die Baptisten hatten alle Vorwürfe als unberechtigt zurückgewiesen. Dennoch ist seitdem die Freizeitarbeit zum Erliegen gekommen.
Wie Kadyrov weiter sagte, sei der Regierung an einem friedlichen Miteinander der Religionen gelegen. Mit den staatlichen anerkannten Baptisten gebe es keine Probleme, wohl aber mit den nicht anerkannten. Wie Daelander dazu sagte, sei es kaum möglich, Gemeinden anerkennen zu lassen. Sie müssten Listen mit mindesten 100 Mitgliedern vorliegen und ein eigenes Gemeindezentrum betreiben. Die Genehmigung für den Bau eines solchen Zentrums erhalte man jedoch erst, wenn man anerkannt sei. Kadyrov versicherte, dass sein Komitee allen interessierten Gemeinden beim Ausfüllen der Anträge helfen wolle, wenn sie sich registrieren lassen wollten.
Gute Nachrichten gibt es nach den Worten von Daelander auch aus der usbekischen Bibelgesellschaft. Ein seit fünf Jahren im Zoll festgehaltener Container mit 2.800 russischen Bibeln wurde vor kurzem freigegeben. Die Bibeln können nun ohne Einschränkungen verkauft werden.
Wie Daelander weiter sagte, hat der Besuch dazu beigetragen, die Beziehungen der Baptisten zum Weltbund und zur EBF zu stärken. Für die BWA-Arbeit legten die Besucher eines Gottesdienstes in der ersten Baptistengemeinde von Taschkent umgerechnet rund 380 US-Dollar zusammen.
Offiziell herrscht in Usbekistan Religionsfreiheit. Doch religiöse Gruppierungen beschweren sich immer wieder, dass die Religionsgesetzgebung im Widerspruch zur Verfassung stehe und die Religionsfreiheit deshalb immer wieder verletzt werde. Das Werben für den Wechsel von einer Religion zu einer anderen ist verboten. Von den 28 Millionen Einwohnern des zentralasiatischen Landes sind 93 Prozent Muslime, sechs Prozent Nichtreligiöse und etwa ein Prozent Christen. Etwa fünf Prozent der Einwohner sind Russen. Zum Bund der russisch-sprachigen Baptistengemeinden gehören 20 registrierte Gemeinden mit rund 2.000 Mitgliedern sowie 30 nicht registrierte Gemeinden mit weiteren 3.500 Angehörigen.