Without Christ, Theology is Reduced to Ideology

Ohne Christus verkommt die Theologie zur Ideologie

Klaus Rösler - October 02, 2006

L y o n / B u k a r e s t (EBPS) – „Ohne Christus verkommt Theologie zur Ideologie.“ Auf diese Gefahr hat der Dekan der Baptistischen Fakultät an der staatlichen Universität von Bukarest, Dr. Otniel Bunaciu, aufmerksam gemacht. Auf der Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) vom 28. bis 30. September warnte er zugleich vor Fehlentwicklungen. Dies sei etwa bei den Deutschen Christen zur Zeit Hitlers der Fall gewesen, bei der von Christen vertretenen Apartsheidspolitik in Südafrika, beim Materialismus in der modernen Welt oder bei Festhalten an entlehrten Traditionen in manchen Baptistengemeinden heute.

Zugleich äußerte sich der im britischen Oxford ausgebildete Wissenschaftler kritisch gegenüber manchen Vorbehalten gegenüber der Theologie in seinem Heimatland. So gebe es Gemeinden, in denen man die Meinung antreffe, „dass Studenten die Bibel verraten, wenn sie Theologie studieren“. Dabei sei die Theologie keine Wissenschaft über Gott, sondern sie beschreibe „unseren Weg mit Gott“. Die Theologie könne den Gemeinden helfen, „die gute Nachricht zu verkündigen“, sage Bunaciu in seinem Referat zum Thema „Gegenwärtige und zukünftige Trends in der Theologenausbildung unter Baptisten“. Theologie sei nicht allein eine Angelegenheit für Pastoren, sondern auch Laien könnten von ihr profitieren. In dem Zusammenhang kritisierte Bunaciu, dass dem Leitungsgremium der rumänischen Baptisten ausschließlich Theologen und keine Laien angehörten.

Er unterstrich ferner die Notwendigkeit einer „spirituellen Revolution“ in seinem Heimatland. Das Leben in manchen Baptistengemeinden gleiche eher einem Katalog von Regeln als einer lebendigen Beziehung zu Jesus Christus. Die Baptisten müssten es lernen, über ihren Glauben Zeugnis abzulegen, anstatt sich indoktrinieren zu lassen. Notwendig sei es ferner, dass sich die Theologie auch an der jeweiligen Kultur orientiere. Nach dem Fall des Kommunismus habe sein Land nur neun Jahre gebraucht, um in der Moderne anzukommen. Dies habe in der Theologenausbildung dazu geführt, dass manche ausländischen Konzepte übernommen worden seien: „Das kann nicht funktionieren.“ Vor allem amerikanische Modelle seien nicht kompatibel mit dem Leben in Rumänien. So kehrten etwa 85 Prozent aller rumänischen Theologiestudenten, die zur Ausbildung in die USA gegangen seien, nicht in ihr Heimatland zurück. Amerikanische Missionare in Rumänien versuchten etwa die Rumänen zu missionieren, indem sie diese fragten, ob sie Christen seien. Doch Umfragen zeigten immer wieder, dass 99 Prozent aller Einwohner in den Städten sich als Christen verständen. Bunaciu: „Das Leben ist komplizierter als es die vier geistlichen Gesetze oder die fünf Schritte glauben machen wollen.“ Manche Missionare seien auch nicht von dem Wunsch angetrieben, den Menschen wirklich zu helfen, sondern sie wollten ihre Konzepte umzusetzen.

In dem Zusammenhang rief Bunaciu dazu auf, stärker im Ausland auf die Erfahrungen der Christen im früheren Ostblock zu hören. Als die Kommunisten noch an der Macht waren, seien die rumänischen Baptisten etwa vom Baptistischen Weltbund besucht worden. Damals sei es einhellige Meinung der Gäste gewesen, dass sie durch die Begegnungen geistlich gestärkt und ermutigt worden seien. „Nach der Wende galt das alles nicht mehr“, so Bunaciu. Von erfahrenen Christen aus aller Welt seien die Rumänien „wie Kinder im Kindergarten behandelt“ worden. Der Theologe: „Gebt uns Mikrofone.“

Europaweit ist die Universität Bukarest die einzige Hochschule mit einer baptistischen Fakultät. In Rumänien gibt es zwei Baptistenbünde, die Baptistische Union mit 1.700 Gemeinden und rund 100.000 Mitgliedern, sowie den Bund der ungarischsprechenden Baptisten mit 230 Gemeinden und 9.000 Mitgliedern.

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