An Era Ends: Ukrainian Baptists Choose New Leadership

Eine Ära geht zu Ende: Baptisten in der Ukraine wählen neue Leitung

Klaus Rösler - May 22, 2006

K i e w – Im Bund der Evangeliumschristen-Baptisten in der Ukraine ist eine Ära zu Ende gegangen: Auf dem Kongress dieses größten Baptistenbundes auf dem europäischen Festland vom 10. bis 14. Mai in Kiew wurde der Präsident Gregory Komendant (Kiew) in den Ruhestand verabschiedet. Er stand nicht nur seit der Gründung der Kirche 1994 an deren Spitze, sondern zuvor amtierte er bereits vier Jahre lang als Präsident des Bundes der Evangeliumschristen-Baptisten in der Sowjetunion. Nach dem Zerfall der Sowjetunion entstanden in allen früheren Sowjetrepubliken eigene Baptistenbünde. Von 2001 bis 2003 war Komendant auch Präsident der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF).

In seinem Bericht vor den 650 Delegierten der Tagung unter dem Motto „Wandelt würdig des Evangeliums Christi“ (Philipper 1,27) bezeichnete er es als größte Herausforderung in seiner Amtzeit, das geistliche Leben der Gemeindemitglieder zu stärken: „Freiheit hat nicht nur eine gute Seite, sondern auch eine schlechte. Das gilt auch für das Leben der Kirche.“ Deshalb sei es wichtig gewesen, auf die Reinheit der biblischen Lehre zu achten. Die Baptisten seien bestrebt, einen positiven Einfluss auf die ukrainische Gesellschaft zu gewinnen. Sie engagierten sich für eine geistliche Erneuerung des Landes.

Komendant, der unter anderem in Deutschland Theologie studiert hatte, zog eine positive Bilanz seiner Amtszeit. In den letzten zwölf Jahren habe sich die Zahl der Gemeinden und Missionsstationen von 1.301 auf 2.827 mehr als verdoppelt. Die Zahl der Gemeindemitglieder sei um 31.000 auf 137.000 gestiegen. Durchschnittlich seien jährlich 8.500 Gläubige getauft worden, insgesamt rund 103.000. Gegenüber dem Europäischen Baptistischen Pressedienst bezifferte Komendant die Zahl der Gottesdienstbesucher an jedem Sonntag mit „rund 150.000“. Ein Problem, dem sich seine Kirchen stellen müsse, sei der Pastorenmangel. Doch nicht jeder, der Theologie studiere, sei auch von Gott berufen und für das Amt geeignet. Ein weiteres Problem sei die Überalterung. Von den 1.921 in dem Bund tätigen Pastoren seien 209 bereits über 70 Jahre alt, 36 sogar über 80 Jahre. Man müsse überlegen, „wie diese älteren Diener durch jüngere ersetzt werden können“. In vielen Gemeinden werden Pastoren und Älteste auf Lebenszeit berufen. Wie Komendant sagte, schätze man den Dienst der erfahrenen und bewährten Leiter, doch nicht selten stießen sie aus gesundheitlichen Gründen an Grenzen. Nicht immer sei ihr Dienst wirklich effektiv. Komendant wies ferner darauf hin, dass 450 ukrainische Baptisten in der Weltmission aktiv seien, nicht nur in Ländern der früheren Sowjetunion, sondern auch in Australien, Bulgarien, Bosnien und Herzogewina, Italien, Polen, Portugal, Spanien und im Nahen Osten.

Zum Nachfolger wurde einer seiner bisherigen Stellvertreter, Superintendent Vjatcheslav Nesteruk (Rivnu) berufen. Ein anderer Stellvertreter, Pastor Victor Kulbich, wechselt in den Gemeindedienst nach Butcha bei Kiew. Er hatte sich in den letzten Jahren um die Geschäfte des Bundes gekümmert, obwohl es das Amt eines Generalsekretärs oder Geschäftsführer offiziell gar nicht ab. Darüber hinaus verabschiedeten die Delegierten eine neue Leitungsstruktur. Erstmals wurde das Amt eines Geschäftsführer geschaffen. Auf diesen Posten wurde Superintendent Valerij Antonjuk (Poltawa) berufen. Darüber hinaus wurde ein Geistlicher Konsultativ-Rat ins Leben gerufen, der die Verantwortlichen beraten soll. Komendant wurde zum Vorsitzenden dieses Rates berufen. Er erhört auch weiter dem Bruderrat an, dem Leitungsgremium der Kirche.

Unter den internationalen Gästen des Kongresses waren auch EBF-Präsident Helari Puu (Tallinn) und EBF-Generalsekretär Tony Peck (Prag). In einer Predigt unterstrich Puu die Bedeutung der Liebe Gottes. Liebe sei das wichtigste Instrument in der Evangelisation. Wenn die Liebe Gottes nicht unter Christen zu spüren sei, seien alle evangelistischen Bemühungen zum Scheitern verurteilt. Peck würdigte besonders das Leitungsamt von Komendant. Er sei ein weiser Seelsorger gewesen. Peck lud die neue Leitung der Kirche ein, die bewährte Zusammenarbeit mit der EBF fortzusetzen.

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