Churches Warned About the Danger of Turning Away from Christ
Warnung an Kirchen vor Gefahr, sich von Christus abzuwenden
L y o n (EBPS) – Vor theologischen Fehlentwicklungen hat der Generalsekretär des französischen Baptistenbundes, Pastor Etienne Lhermenault (Paris), gewarnt. Wie er in seiner Eröffnungspredigt der Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) am 28. September in Lyon sagte, gibt es in allen Kirchen „Tendenzen, sich von Jesus Christus abzuwenden oder seine Bedeutung zu herunterzuschrauben und zugleich die Bedeutung des Menschen, der Traditionen oder der Institution herauszustellen“. Auch die Baptisten ständen nicht „jenseits der Gefahr, sich von Christus zu entfernen“. Kritik übte Lhermenault in dem Zusammenhang an charismatisch geprägten Gemeinden, „wo das öffentliche Lesen der Bibel durch ‚nette Ideen’ ersetzt wird, die kaum etwas zu tun haben mit Christus, seiner Liebe und seinem Königreich“. Fehlentwicklungen sieht er auch bei einigen seiner „amerikanischen Brüder und Schwestern“, die Christus als den Eckstein der biblischen Interpretation aufgegeben hätten mit der Begründung, „dadurch bibeltreuer zu sein“. Viele Baptistengemeinden ständen zudem in der Gefahr, Gesetzlichkeit statt Gnade zu verkünden. Sie seien in ihrer Angst vor der Sünde gefangen, statt die Freiheit herauszustellen, nicht mehr sündigen zu müssen, wie dies das Neue Testament tue.
Lhermenault rief darüber hinaus dazu auf, eine bessere Liturgie zu entwickeln. So gebe es manche altertümlich geprägte Gottesdienste, die nur von „Insidern“ überhaupt verstanden würden : „Das ist so, als ob man in Zungen betet. Da denken Besucher doch: ‚Die sind verrückt’.“ In anderen Gemeinden sängen sich manche Christen in eine Art Rausch, wenn sie „immer wieder dieselben kurzen Lieder anstimmen“: „Entweder gleicht der Gottesdienst einer Gedenkveranstaltung an die Toten oder schlicht einem öffentlichen Gesangswettbewerb.“ Hlermenault ist dagegen überzeugt, dass Gottesdienste fröhlich, kreativ und in einer großen Bandbreite gestaltet werden sollten, „wo Gottes Leute die Wahrheit des Glaubens betonen und über Gottes Größe und Liebe staunen“.
EBF-Generalsekretär Tony Peck (Prag) erinnerte daran, dass die EBF 1950 in Paris gegründet wurde. Aus kleinsten Anfängen habe sich die EBF seitdem zu einer Bewegung in ganz Europa und dem Mittleren Osten entwickelt, die heute über eine Million Gläubige repräsentiere und die in fast allen Ländern Europas vertreten sei. Das besondere Kennzeichen der Baptisten sei ihre missionarische Gesinnung: „Baptisten sind ein Missionsvolk.“
Der Generalsekretär des Baptistischen Weltbundes, Denton Lotz (Washington), unterstrich die Bedeutung bilateraler Religionsgespräche, nicht nur innerhalb der Christenheit: „In Nigeria leben Christen und Muslime als Nachbarn nebeneinander, in Indien Baptisten und Hindus.“ Auch zwischen Baptisten und Katholiken gebe es einen offiziellen Dialog. Es gebe viele Bereichen, in denen man von einer Einheit weit entfernt sei, räumte Lotz ein. Deshalb müsse man über Jesus Christus sprechen, „dem einzigen, der uns zusammen bringt“. Lotz wies ferner darauf hin, dass die Christenheit und damit auch die Baptisten zur Zeit vor allem in der südlichen Hemisphäre starke Zuwächse verzeichneten: „Irgendwann werden diese Christen nach Europa und Nordamerika kommen, um uns zu re-evangelisieren.“
In Frankreich gibt es 112 Baptistengemeinden mit rund 6.200 Mitgliedern.