Clear Drop in Membership and Baptisms

Deutlicher Rückgang bei Mitgliederzahlen und Taufen

Klaus Rösler - May 27, 2008

Kassel - Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland hat im vergangenen Jahr fast 1.000 Mitglieder verloren, ein Minus um etwa 1,1 Prozent. Er hat nun 84.098 Mitglieder. Zugleich sank die Zahl der Taufen um 14,3 Prozent auf 1.992. Dies sei ein historischer Tiefstand, hieß es auf der Bundesratstagung dieser Freikirche in Kassel. Der Präsident des Bundes, Diakoniedirektor Emanuel Brandt (Hamburg), reagierte mit großer Betroffenheit auf die Entwicklung: „Diese statistischen Angaben fordern uns heraus, unser missionarisches Engagement zu verstärken.“ Zugleich rief er dazu auf, sich durch Fruchtlosigkeit und Erfolglosigkeit nicht in eine Depression führen zu lassen. „Fischet ein Neues!“, meinte er unter Hinweis auf eine Aufforderung von Jesus Christus nach einem erfolglosen Fischzug an seine Jünger.

Wie der Leiter des Dienstbereichs Gemeindeentwicklung, Friedrich Schneider (Oldenburg), erläuterte, sei der Einbruch bei den Mitgliederzahlen nach Jahren der beinahe unveränderter Stagnation vor allem auf den Austritt von zwei russlanddeutschen Gemeinden und größeren Gemeindegruppen zurückzuführen sei. Eine weitere Ursache seien starke Schwankungen bei der Mitgliederentwicklung ausländischer Gemeinden sowie eine hohe Zahl von Streichungen, Austritten und Entlassungen. Er bedauerte, dass offenbar zahlreiche Gemeinden in einer „internen Krise“ stecken, so dass sich Mitglieder abwendeten: „Das absorbiert viele Kräfte.“

Die innerhalb der Freikirche tätige Arbeitsgemeinschaft der Brüdergemeinden (AGB) setzt sich vom Gesamttrend deutlich ab. Bei den Mitgliederzahlen konnten die 132 Brüdergemeinden ein leichtes Plus in Höhe von 0,6 Prozent auf 9.113 verzeichnen. Allerdings ging die Zahl der Taufen überdurchschnittlich um 22 Prozent auf 240 zurück.

Brandt wandte sich ferner gegen die von ihm als „unselig“ empfundene Fundamentalismus-Debatte in Deutschland. Die Angehörigen seiner Freikirche seien keine Fundamentalisten, sondern vielmehr „eine Bibelbewegung, die vom Glauben an Christus her das Wort Gottes als ihr Fundament verstehen“ wolle.

Generalsekretärin Regina Claas (Elstal bei Berlin) bedauerte Fehlentwicklungen in manchen Gemeinden, die dazu führten, dass sie nicht missionarisch aktiv seien. So hätten „viele Gemeinden an ihrem eigentlichen Auftrag vorbei mit Existenzproblemen zu kämpfen“. Innergemeindliche Konflikte kosteten viel Energie: „Es gibt Machtkämpfe, aber auch ethische Konflikte.“ Die Generalsekretärin rief dazu auf, dieser Entwicklung mit „Retterliebe“ zu begegnen. Nötig sei mehr „Leidenschaft für die verlorenen Menschen unserer Zeit“. Eine solche Herzensüberzeugung sei dringend erforderlich, „wenn wir für unseren Bund und unsere Gemeinden eine Zukunft wollen“. Auch der Leiter des Dienstbereichs Ordinierte Mitarbeiter, Friedbert Neese (Elstal), bedauerte, dass es in manchen Gemeinden „massive Konflikte“ zwischen Pastoren und Gemeindeleitungen gebe: „Das bedrückt mich: Es gibt kleinkarierte Pastoren und kleinkarierte Gemeinden.“

In der Aussprache rief der baptistische Ökumenewissenschaftler Prof. em. Erich Geldbach (Marburg) dazu auf, dass Theologiestudenten ausschließlich am Theologischen Seminar Elstal der Freikirche studieren sollten: „Wir haben ein tolles Seminar auf hohem Niveau.“ Zudem kritisierte er theologische Einseitigkeiten in modernen Anbetungsliedern, in denen Gott als König und Herrscher auf einem Thron bezeichnet werde. Gott habe sich vielmehr mit den Sklaven in Ägypten solidarisiert.

Zahlreiche internationale Gäste waren zu den Beratungen eingeladen, unter anderem der Generalsekretär des Baptistischen Weltbundes, Neville Callam (Falls Church). Er dankte dem deutschen Bund für seine Mitarbeit im Baptistischen Weltbund. Unabhängig von seiner Mitgliederstärke spielten die deutschen Baptisten unter den 36 Millionen Baptisten weltweit „eine bedeutsame Rolle“. Das Engagement des deutschen Bundes in Europa wie auch in Übersee sei beispielhaft. Die Überzeugung unter Baptisten, dass Mission Priorität habe müsse, sei besonders den Deutschen mit zu verdanken. Beispielhaft für die Baptisten in aller Welt sei auch das in Deutschland entwickelte Modell von der Unabhängigkeit der Ortsgemeinden. Auch aus Aserbaidschan, Belgien, Estland und der Türkei waren leitende Vertreter der Baptistenbünde in Kassel mit dabei. Ein Höhepunkt war eine „Geburtstagsfeier“: Das Bildungszentrum Elstal gibt es seit 10 Jahren. Neben dem Theologischen Seminar haben verschiedenen Bildungseinrichtungen – auch für Laien – dort ihren Sitz, wie auch die Zentrale der Freikirche.

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