Emanuel Brandt New President of Germany's Largest Free Church
Emanuel Brandt ist neuer Präsident der größten deutschen Freikirche
K a s s e l – Der deutsche Baptistenbund hat einen neuen Präsidenten: den Rechtsanwalt Emanuel Brandt (Hamburg). Der in Kassel tagende Bundesrat dieser größten deutschen Freikirche wählte den 56-Jährigen mit einer breiten Mehrheit von 81,3 Prozent aller abgegebenen Stimmen als Nachfolger von Pastor Siegfried Großmann (Seesen). Nach fünf Jahren am Amt kandidierte der 69-Jährige nicht mehr. Brandt ist Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerks Tabea (Hamburg). Er gehört auch dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz und dem Diakonischen Rat des Diakonischen Werks der EKD an. Er unterstrich den Zusammenhang von Mission und Diakonie „als zwei Seiten einer Münze“: „Sie sind eine in der Welt gut verständliche Kennkarte der Gemeinde Jesu.“ Er will sich dafür einsetzen, das geistliche Profil seiner Freikirche „im Konzert der vielen Kirchen“ zu schärfen.
Die 629 Delegierten fällten zwei weitreichende finanzielle Entscheidungen: Die 102 Seniorenwohnungen sowie das dazugehörige über 23.400 Quadratmeter große Grundstück auf dem Gelände des Bildungszentrum Elstal (bei Berlin), wo sich auch die Zentrale der Freikirche befindet, werden für 4,7 Millionen Euro an die Immanuel Diakonie Group (Berlin) zu verkaufen. Das Diakoniewerk will dort weitere 10,5 Millionen Euro in Elstal investieren, um ein Diakonisches Zentrum zu errichten. Darüber hinaus wird die Freikirche zwei Bürgschaften in Höhe von insgesamt 840.000 Euro fortsetzen, um den Oncken Verlag (Kassel) zu stützen. Im vergangenen Jahr hatte der Bundesrat entschieden, seine Gesellschafteranteile an dem Verlag an die Oncken-Stiftung zu übertragen. Der Kaufmännische Geschäftsführer des Bundes, Andreas Lengwenath (Elstal), will die Erlöse aus dem Verkauf der Seniorenwohnungen zur Schuldentilgung des Bundes verwenden. 2002, als der Bund in einer Finanzkrise steckte, habe der Schuldenberg 26 Millionen Euro betragen. Zum Jahresende 2008 werde er auf 11,8 Millionen Euro reduziert sein.
Die Notwendigkeit der Einrichtung von Kinderkrippen hat der Präsident des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland, Pfarrer Klaus-Dieter Kottnik (Berlin), unterstrichen. Er verwies in einem Vortrag auf dem Treffen unter dem Motto „Die Familie im gesellschaftlichen Wandel“ darauf, dass ein Kind aus der Unterschicht bis zum 6. Lebensjahr etwa 24 Stunden vorgelesen bekommt, ein Kind aus dem Mittelstand komme dagegen auf etwa 1.000 Stunden. Kottnik machte einige andere Vorschläge, um die Lage von Familien zu verbessern. So sollten Kindertagesstätten zu „niedrigschwelligen Beratungsstellen“ weiter entwickelt werden. Für Paare in einer Krise, etwa bei Trennung oder Überschuldung, sei der Weg in einer Erziehungs-, Ehe- oder Lebensberatungsstelle zu lang: „Da ist es einfach gut, wenn sich Eltern dorthin werden können, wo sie ohnehin sind.“ An die Gesellschaft appellierte er, auf einen Rollenwechsel hinzuarbeiten. Auch Vätern müsse es erlaubt sein, in den Erziehungsurlaub zu gehen. Kottnik: „Noch immer gilt das als unmännlich.“ Darüber hinaus schlug Kottnik ein „Elterngeld im umgekehrten Sinn“ vor. Es solle Kindern ermöglichen, eine berufliche Auszeit zur Pflege ihrer Eltern zu nehmen. Familienfreundlichkeit müsse auch am Ende des Lebens sicher gestellt sein.
Der Leiter des Dienstbereichs Gemeindeentwicklung, Pastor Friedrich Schneider (Oldenburg), erläuterte die Mitgliederentwicklung. Danach hat die Freikirche im vergangenen Jahr einige wenige Mitglieder verloren, weil eine überwiegend durch Aussiedler geprägte Gemeinde ausgetreten ist. Insgesamt verzeichnete man ein leichtes Minus von 163 Mitglieder oder 0,2 Prozent auf 85.031 Mitglieder. Nicht zufrieden ist Schneider mit dem Gottesdienstbesuch. Er lag im vergangenen Jahr bei 74.600 Besucher oder 88 Prozent aller Gemeindemitglieder. Ziel müsse es sein, 100 Prozent zu erreichen. Die Zahl der Taufen hat sich in den letzten fünf Jahren bei jährlich etwa 2.300 stabilisiert. Im vergangenen Jahr wurden 2.326 Gläubige getauft, 39 weniger als im Vorjahr.
Die Freikirche erkennt die Kindertaufe nicht an und praktiziert statt dessen die Gläubigentaufe. In dem Zusammenhang wies der scheidende Präsident Pastor Siegfried Großmann Vorwürfe als unberechtigt, die Baptisten seien durch ihr “Nein” zur gegenseitigen Taufanerkennung der christlichen Kirchen in Deutschland “Störenfriede der Einheit” zu sein. Ende April hatten sich elf deutsche Kirchen in einem ökumenischen Gottesdienst in Magdeburg gegenseitig versichert, die jeweiligen Taufen anzuerkennen. Großmann: „Die Kirchen mit der Erkenntnis der Glaubenstaufe sind nicht mehr und nicht weniger ‚Störenfriede der Einheit’ als alle anderen Kirchen in ihren Erkenntnisunterschieden auch.“ Nach baptistischem Verständnis „ist die Taufe mündiger Menschen, die ihren Glauben bezeugen und getauft werden wollen, die einzige Form der Taufe, die das Neue Testament bezeugt.“ Neben der Tauffrage gebe es zwischen den Kirchen noch viele ungeklärte Fragen, etwa über die Bedeutung des Abendmahls.
Die Konferenz begann mit einer Überraschung: Neun Sportler aus Russland stellten sich vor, die vom deutschen Varel an der Nordsee bis nach Wladiwostok am Pazifik mit dem Fahrrad fahren wollen, um unterwegs Menschen für das Evangelium von Jesus Christus zu gewinnen. Die Gesamtstrecke beträgt 15.000 Kilometer.