Mid-East War Brought Blessings to Lebanese Baptists

Krieg im Nahen Osten war für libanesische Baptisten ein Segen

Klaus Rösler - October 02, 2006

L y o n / B e i r u t (EBPS) – Der Krieg zwischen Israel und der radikal-islamischen Hisbollah ist für die baptistische Minderheit im Land „zum Segen“ geworden. Darauf hat der Direktor der baptistisch geprägten Libanesischen Gesellschaft für Erziehung und soziale Entwicklung (LSESD), Nabil Costa (Beirut), bei der Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) vom 26. bis 30. September im französischen Lyon hingewiesen. Während rund 200.000 Libanesen - vor allem Christen - vor dem Krieg nach Europa oder Nordamerika geflohen seien, hätten sich die libanesischen Baptisten zahlreichen diakonischen Herausforderungen gestellt. Gleich nach Kriegsbeginn habe er einen Anruf erhalten, dass die Hisbollah die Baptistische Schule in Beirut als Flüchtlingszentrum beschlagnahmen wolle. Er habe die Schule schließlich freiwillig, aber widerwillig für die Flüchtlinge geöffnet. In Bussen und auf Lastwagen hätten die Flüchtlinge bereits vor der Schule gewartet. Es sei für ihm zunächst schwierig gewesen, jenen Menschen freundlich zu begegnen, die nach seiner Überzeugung verantwortlich für den Kriegsbeginn gewesen seien. Doch schließlich habe man darin einen geistlichen Auftrag gesehen, den muslimischen Flüchtlingen „in der Liebe Christi zu begegnen“.

Schon nach wenigen Tagen habe die Arbeit Freude gemacht. Die Zuwendung, die rund 600 Familien bei den Baptisten erfahren hätten, sei für diese so überwältigend gewesen, dass diese sogar Freunden und Nachbarn in anderen Flüchtlingslagern empfohlen hätten, ebenfalls in die Baptistische Schule zu kommen. Die Baptisten seien in dieser Lage durch die internationalen Kontakte ermutigt worden. Costa: „Wir wussten: Wir sind nicht allein.“ Aus der ganzen Welt habe man Hilfszusagen und Geldspenden für die Flüchtlingsarbeit erhalten. Während die Baptisten vor dem Krieg im Land eine kaum beachtete Minderheit gewesen seien, würden sie nun auch von der muslimischen Bevölkerungsmehrheit gesellschaftlich geschätzt und anerkannt. Costa verwies darauf, dass er sich fünf Jahre lang vergeblich darum bemüht habe, am Arabischen Baptistischen Theologischen Seminar in einem Vorort von Beirut ein Hinweisschild aufstellen zu lassen. Jetzt weise ein riesiges Schild auf das „Baptistische Evangelikale Zentrum“ hin. Der zuständige muslimische Bürgermeister habe sich persönlich darum gekümmert, dass das Schild aufgestellt wurde: „Wir hatten offene Türen, wie wir sie nie erwartet hätten.“ Alle Flüchtlinge hätten Bibeln oder christliche Bücher erhalten, die auch gelesen worden seien. Viele gute Glaubensgespräche hätten sich daraus ergeben. Nach Ende des Krieges seien viele Tränen geflossen, als die Flüchtlinge in ihre Heimatorte zurückkehrten.

Heute engagiere man sich für den Wiederaufbau. Die örtlichen Baptistengemeinden kümmerten sich darum, dass in zerstörten Orten die Strom- und Wasserversorgung wiederhergestellt und Kranke medizinisch behandelt würden. Auf große Zustimmung auch bei muslimischen Eltern seien zwei Camps mit insgesamt 550 Teilnehmern gestoßen, in denen kriegstraumatisierte Kinder- und Jugendliche behandelt wurden. Bis hinein in Ministeriumskreise, so Costa, würden die Baptisten inzwischen geschätzt. Die von Costa geleitete LSESD betreibt neben der Schule und der theologischen Ausbildungsstätte auch einen Verlag. Zum Bund der Baptistengemeinden im Libanon gehören 27 Gemeinden mit rund 2.000 Mitgliedern.

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