The Bible Covers More than just Baptist Congregational Models

Es gibt mehr als das baptistische Gemeindemodell in der Bibel

Klaus Rösler - September 27, 2005

P r a g – Das baptistische Gemeindemodell ist nicht das einzige, das sich mit der Bibel begründen lässt. Darauf hat der Dozent für Missiologie am Internationalen Baptistischen Theologischen Seminar in Prag (IBTS), Dr. Peter Penner, vor dem in Prag tagenden Rat der Europäischen Baptistischen Föderation hingewiesen. Diese Modell entstamme der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und orientiere sich rechtlich am Verein. Penner: „Aber es gibt in der Bibel viele andere Gemeindemodelle.“ Den rund 130 Delegierten aus über 50 Baptistenbünden stellte er in seinem Vortrag „Neue Wege in der Mission und Evangelisation“ verschiedene Gemeindekonzepte aus der Gegenwart vor, die für die klassischen Baptistengemeinden eine geistliche Herausforderung seien.

So gebe es zahlreiche Christen, die einer etablierten Kirchenstruktur mit ihren Regeln und Vorschriften kritisch begegneten und sich statt dessen lieber in kleineren Gruppierungen versammelten, die fast ohne Strukturen auskämen. „Bei denen kann jeder mitmachen“, so Penner. Diese neuen aufstrebenden Gemeinden (Emerging Churches) kämen auch ohne Kirchengebäude aus und nutzten statt dessen Gaststätten, Kinos oder Privatwohnungen zur Zusammenkunft. Auch Pastoren gebe es nicht. Statt dessen orientierten sie sich am direkten Wirken des Heiligen Geistes. Penner äußerte die Auffassung, dass manche dieser Gemeinden „besser mit der wirklichen Welt verbunden sind als unsere Gemeinden“.

Darüber hinaus versammelten sich immer mehr Jugendliche in reinen Jugendkirchen. Anstatt diese Entwicklung zu kritisieren, empfahl Penner, einfach „hinzugehen“. Die Debatte über die Jugendkirche erinnere ihn an die Diskussion um die Jesus-People-Bewegung in den 60er und 70er Jahren: „Als diese Leute in Sack und Asche gekleidet in unsere Gottesdienste kamen, war es unseren Gemeinden auch nicht recht.“ Man habe sie herausgedrängt. Und manche von ihnen hätten dann neue eigene Kirchen gegründet, andere seien in Sekten abgedriftet. Jugendliche brauchten Raum, um ihren Glauben auf ihre Weise leben zu können, so Penner.

Verständnis äußerte Penner auch für Gemeinden oder Gruppen der Post-Moderne. Viele ihrer Mitglieder seien einst engagierte Gemeindemitarbeiter gewesen. Doch sie seien irgendwann enttäuscht ausgetreten, weil sie keinen Raum für ihre Zweifel und Fragen gefunden hätten. Meist handele es sich um Erwachsene im Alter zwischen 35 und 45 Jahren. Sie seien jedoch nicht vom Glauben abgefallen, sondern hätten nur ein anderes theologisches Verständnis. Penner: „Sie verstehen ihren Glauben als Prozess, als eine Reise.“ Baptistengemeinden machten dagegen einen Fehler, wenn sie ausschließlich die Notwendigkeit der Taufe herausstellten: „Nach der Taufe geht es doch erst richtig los.

Wie Penner ferner sagte, entspreche auch die Charakterisierung aus den Gründertagen des Baptismus längst nicht, nach der jeder Baptist ein Missionar ist. „Aber es gibt solche Gemeinden, in der jedes Mitglied sich zu 100 Prozent als Zeltmachermissionar versteht“, so Penner. Der eigentlich Beruf diene nur für den Lebensunterhalt, doch die ganze Konzentration gelte der Weitergabe es Evangeliums. Die Gemeinden hätten kaum andere Angebote unter der Woche. Penner schlug den anwesenden Pastoren vor, Gemeindemitglieder an ihren Arbeitsplätzen zu besuchen, um ihnen zu helfen, dort missionarisch zu leben. In solchen „missionalen Gemeinden“ gehe es nicht um Aktion, Werbung für Veranstaltung oder Erfolgsstatistiken, sondern darum, die Mitglieder zu reifen Christen zu erziehen.

Penner wandte sich dagegen, solche unterschiedlichen Gemeindekonzepte zu kopieren: „Das funktioniert nie.“ Wichtiger sei es vielmehr, eine Antwort auf die Frage zu finden, was Gott mit einer Gemeinde vor habe. Dabei spiele immer auch das Umfeld eine Rolle. Allerdings dürfe es auch nicht überbewertet werden. Häufig werde etwa Kurzzeitmissionaren aus den USA vorgeworfen, dass sie sich viel zu wenig um diesen Kontext kümmerten. „Sie haben keine Ahnung von der Sprache und Kultur des Landes.“ Trotzdem kenne er Gemeinden, so Penner, die gerade durch den Dienst solcher Missionare junge Leute erreicht hätten, um die sie sich in der Vergangenheit vergeblich bemüht hätten. Mitunter würden allerdings Gruppen angesprochen, die die Gemeinde gar nicht im Blick gehabt hätte: Prostituierte, Alleinerziehende, Straßenkinder, Alkoholiker. Penner: „Die Welt ist oft anders, als wir sie uns malen wollen.“ Doch Jesus Christus habe sich gerade um solche Gruppen gekümmert.

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