Will Baptist Growth in Ukraine Decelerate?

Wachsen die Baptisten in der Ukraine künftig weniger stark?

Klaus Rösler - October 02, 2006

L y o n – Die Baptisten in der Ukraine gehen davon aus, dass sich das außerordentliche Gemeindewachstum der letzten Jahre künftig verlangsamen wird. Das sagte der neue Präsident des Bundes der Evangeliums-Christen-Baptisten, Vjatcheslav Nesteruk (Kiew), am Rand der Ratstagung der Europäischen Baptistischen Föderation (EBF) vom 28. bis 30. September in Lyon. Seit dem Niedergang des Kommunismus hatte die Kirche statistisch gesehen alle drei Tage eine neue Gemeinde gegründet. Mit 2.800 Gemeinden und 150.000 Mitgliedern bilden die Baptisten der Ukraine inzwischen den größten Baptistenbund auf dem europäischen Festland. Nach Überzeugung von Nesteruk hing das Interesse der Bevölkerung am christlichen Glauben auch mit der angespannten wirtschaftlichen Lage zusammen: „Arme Menschen interessieren sich mehr für Gott als reiche.“ Mit den allmählich einsetzenden positiven Veränderungen der ökonomischen Situation gehe auch das Interesse an geistlichen Fragen zurück, hat Nesteruk beobachtet: „Wir stehen nun vor ganz neuen Herausforderungen.“ Vordringliche Aufgabe sei es nun, die Gemeindemitglieder zu einem aktiven evangelistischen Lebensstil einzuladen und sie entsprechend zu schulen. Jeden Monat biete man deshalb derzeit in einer der 25 Regionen des Landes entsprechende Kurse für leitende Mitarbeiter an. Im weltweiten Boom pfingstlich-charismatischer Gemeinden sehen die Baptisten der Ukraine keinen Ansatz für ein neues Gemeindewachstum. Man stehe diesem Trend aus geistlichen Gründen skeptisch gegenüber, sagte Nesteruk dem Europäischen Baptistischen Pressedienst (EBPS). Nesteruk war im Mai 2006 zum Nachfolger von Baptistenpräsident Greogry Komendant gewählt worden.

In der angespannten wirtschaftlichen Lage in den Ländern der südlichen Hemisphäre sieht der neue Direktor für Evangelisation und Ausbildung des Baptistischen Weltbundes, der Brasilianer Fausto Vasconcelos (Falls Church bei Washington), ebenfalls einen Grund für das große Wachstum der christlichen Gemeinden. Zudem habe der weltweite Säkularismus die Länder auf der nördlichen Erdhalbkugel stärker betroffen als jene im Süden: „Die Menschen in der nördlichen Hemisphäre drehen sich zu stark ums sich selbst und interessieren sich nicht für Gott.“ Im Süden sei dagegen Gott für viele Menschen die einzige Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen, sowohl auf der Erde als auch in Ewigkeit. Dies habe dazu geführt, dass zur Zeit vor allem die christlichen Gemeinden in Afrika und Lateinamerika ein beinahe explosionsartiges Wachstum verzeichneten. Das Ziel der Baptisten in Lateinamerika, in den nächsten Jahren insgesamt 50.000 neue Gemeinden zu gründen, hält Vasconcelos für „realistisch und erreichbar“. Doch auch in anderen Regionen der Erde dürften die Baptisten nicht nachlassen, offensiv für den Glauben an Jesus Christus zu werben. Um die Leiter der Baptistenbünde und Gemeinden zu motivieren, habe der Baptistische Weltbund deshalb regionale „Living Waters“-(Lebendiges Wasser)-Konferenzen ins Leben gerufen.

Wie auf der EBF-Tagung ferner bekannt wurde, wollen die Baptisten in Deutschland und Russland künftig stärker zusammenarbeiten. Die Generalsekretärin des deutschen Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Regina Claas (Elstal bei Berlin) und der Vizepräsident des russischen Baptistenbundes, Peter Mitskevich (Moskau), gaben gemeinsam bekannt, künftig vor allem im Bereich der Evangelisation gemeinsame Projekte durchführen zu wollen. Da die russischen Baptisten bereits positive Erfahrungen mit weitläufigen Expeditionen gesammelt hätten – teilweise mit Autos, teilweise auf Fahrrädern – gebe es Pläne für eine solche Expedition unter dem Motto „Von Ozean zu Ozean“ im kommenden Jahr von der Nordsee in Dänemark bis nach Wladiwostock am Pazifischen Ozean mit dem Fahrrad. Ziel sei es dabei, möglichst viele Baptistengemeinden unterwegs zu besuchen und mit ihnen gemeinsam Schulungstreffen oder Evangelisationen durchzuführen. Eine ähnliche Expedition von Brjansk in Westrussland nach Omsk in Sibirien in diesem Jahr sei sehr erfolgreich verlaufen, meinte Mitskevich. 20 Radfahrer hätten die Strecke absolviert. Sie seien in den Städten oft begeistert – auch von politischen Würdenträgern – empfangen worden. „Unsere Gemeinden haben in ihrer Öffentlichkeitsarbeit von der Aktion stark profitiert“, so Mitskevich.

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